Wie ich zu meinem Rover P6 2200 TC kam

(Volker Kelm, Hillerstorp / Schweden 2004)

 

Ich bin eigentlich „wie die Jungfrau zum Kinde“ zu meinem 2200 TC gekommen. Ich war auf der Suche nach einem Rover SD1, da aber dieses Fahrzeug nur bis 1981 nach Schweden importiert wurde, ist die Ausbeute hier doch etwas mager, besonders, wenn man eigentlich auf der Jagd nach einem 2600 neueren Baujahres ist. Nun ja, dieses Projekt ist erst einmal aufgeschoben.

Ich habe im September 2003 im Internet eine Anzeige mit folgender Aussage gefunden: „Zu verkaufen: Rover 2200 TC, rostfrei, wenig Kilometer, kein TÜV, abgemeldet, nicht fahrbereit, 7000 SEK“.

Rostfrei hat mich neugierig gemacht. Ich habe angerufen, ein wenig mit dem Sohn des Besitzers gesprochen, der das Auto im Namen seines Vaters verkaufen sollte und gebeten, einige Fotos geschickt zu bekommen. Die kamen dann am nächsten Tag per Mail. Auf den Fotos sah das Fahrzeug sehr schön aus. Ich habe also noch einmal angerufen und für den nächsten Tag einen Besichtigungstermin ausgemacht. 250 km sind ja in Schweden keine Entfernung.

Vor Ort angekommen habe ich erst einmal Kaffee und Kuchen bekommen und sicher 2 Stunden lang mit dem Sohn des Besitzers, der selbst schon Anfang 50 ist, über seine eigenen Autos gesprochen. Die Familie ist im Besitz von diversen Renault, und witzigerweise hat die 14-jährige Tochter ein eigenes Projekt, einen Renault 17.

Wir sind dann zum Haus des Besitzers gefahren, der, wie sein Sohn mir mitteilte, seit ca einem halben Jahr so gebrechlich ist, dass er im Altenheim eigentlich kaum noch aus seinem Zimmer kommt. Während der Fahrt bekam ich die Geschichte des Autos erzählt. Der Vater hatte das Auto 1977 aus zweiter Hand erworben und - da er damals schon nicht mehr der Jüngste war und die Kinder schon aus dem Haus waren - das Auto nur im Sommer gefahren und - wenn es ging - auch nicht im Regen. 1990 sei der Scheibenwischermotor kaputtgegangen. Er hätte ihn damals ausgebaut, aber keinen neuen mehr besorgt. Das Auto sei dann einfach abgemeldet worden und würde seitdem in der Garage stehen. Der Scheibenwischermotor ist irgendwann verlorengegangen und das sei auch ein Grund, warum sich bislang keiner mit dem Auto beschäftigt hätte, auch die Tochter nicht, die fände den Wagen hässlich.

Nach dieser Geschichte sind wir dann angekommen.

Der Wagen stand in einer Garage ohne Beleuchtung. Wir haben ihn hinausgeschoben, damit ich mir alles bei Tageslicht anschauen konnte. Aussen war der Lack matt - mexico brown -, aber der Chrom glänzte sehr schön. Nirgends eine Spur von Rost. Ich hab unter dem Auto gelegen, alle Türen und Hauben inspiziert, unter die Matten geschaut, nichts.

Das Leder der Sitze ist wie neu. Der Sohn des Besitzers meinte, dass auf der Rückbank wohl noch nie jemand gesessen hätte. Der Kilometerstand beträgt etwas über 27.000 und nach dem Zustand des Wagens glaube ich das sofort.

Der Kofferraum wirkt ebenfalls wie neu. Das Bordwerkzeug ist noch nie benutzt worden und völlig ohne Spur von Korrosion.

Der Motor springt nicht an, dreht aber rund.

Ich habe dann gefragt, ob sich noch andere Leute für das Auto interessiert hätten. Es waren einige Anrufer, die aber alle nur Teile brauchten und das Fahrzeug eigentlich schlachten wollten. Dazu sei der Wagen aber einfach zu schade, meinte er.

Kurz und gut, ich hab das Auto gekauft und sogar den Transport nach Hause ausgehandelt.

Zwei Wochen später kam dann der Sohn des Vorbesitzers mit meinem alten Rover auf dem Anhänger vorgefahren.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen und der Verabschiedung haben meine Freundin und ich uns den Wagen noch einmal ganz genau angeschaut. Im Handschuhfach haben wir eine alte Quittung aus dem Jahre 1975 entdeckt. Der Erstbesitzer hatte damals seinen Rover 2000 TC (Bj. 1973) beim Kauf in Zahlung gegeben. Die Differenzsumme entsprach genau dem Betrag, den ich jetzt für diesen Wagen gezahlt habe, nämlich 7000 Schwedische Kronen.

Zwei Wochen später, nachdem der Tank leergepumpt ist (eklige, braune, nicht mehr richtig brennbare Flüssigkeit) und neues Benzin, Kühlflüssigkeit und Öl eingefüllt wurde, startet der Motor direkt. Der Öldruck stimmt, das Kühlmittel hat die richtige Temperatur, was will man mehr. Ach ja: einen dichten Kupplungsnehmerzylinder. Durch den ist nämlich alle Bremsflüssigkeit ausgelaufen. In der lokalen Werkstatt hab ich einen neuen (alten) Dichtungssatz bekommen. Preis dafür: sage und schreibe 10 Schwedenkronen.

Einen Scheibenwischermotor habe ich immer noch nicht. :-(

Aber nächstes Jahr wollten wir mit dem Auto eigentlich mal nach England, back to the rootes.

 

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