Wolf
im Schafspelz
Impressionen
einer Probefahrt mit dem Rover 3500 S
Unscheinbar
steht er vor mir. Der soll also etwas Besonderes an sich haben? Nun ja, seine
Eleganz fasziniert: fließende Linien, schicker Kühlergrill und Ausbauchungen auf
der sanft abfallenden Motorhaube. Je länger ich ihn mir anschaue, desto besser
gefällt er mir. Ein Musterbeispiel für Unauffälligkeit. Ich verstehe, dass man
mit ihm gerne das Wort „Understatement" verbindet.
Seine Kraft ist ihm nicht anzusehen. Dabei treiben ihn 145 Pferdestärken vorwärts.
Nicht gerade viel für einen Achtzylinder mit 3,5 Litern Hubraum. Ich bin
gespannt, wie er läuft. Auf zur Probefahrt.
Ich
öffne die Tür. Vornehmer Ledergeruch schlägt mir entgegen. Ich steige ein.
Die Sitze - sehr bequem. Die Lehnen stützen den Rücken gut.
Mit
einem satten Geräusch fällt die Tür ins Schloss. Ich fühle mich sicher
aufgehoben. Vor mir ein hübsches, aber etwas großes Lenkrad. Der Kranz ist mit
Leder bezogen. Dahinter eine ganze Batterie von Instrumenten, alles sehr übersichtlich
plaziert.
Ich
drehe den Zündschlüssel. Einige Lämpchen flammen auf. Start. Sofort ist der
Motor „da". Der Drehzahlmesser schnellt auf 600. Leise brabbelt der Motor
vor sich hin. Kaum hörbar. Behutsam gebe ich Gas...2000...3000...4000
Touren. Kein unruhiger Motorlauf, keine Vibrationen.
Die Probe aufs Exempel! Stoppuhr auf Null, erster Gang. Die Kupplung geht ein
wenig schwer. Und Vollgas...er schießt nach vorn...60..80..100..dritter
Gang..120..140..160.. nun wird er doch ein wenig laut... die Tachonadel steht
kurz vor 200. Ausgezeichnet war der 0 auf 100 km/h-Wert: 9,1 Sekunden. Bei
Vollgas lasse ich nochmals die Stoppuhr laufen. Höchstgeschwindigkeit 198 km/h.
Laut Tacho sind es 207.
Die
Lenkung gefällt mir bei diesem Tempo nicht. Sie ist zu leichtgängig.
Seitenwind läßt ihn leicht vom Kurs abkommen. Ich nehme etwas Gas weg. Tacho
170, Drehzahl 4400. Sanft schnurrend gleitet er die Autobahn entlang. Das ideale
Reisetempo.
Plötzlich
schert ein Lkw aus. Ich trete auf die Bremse..160..130..100.. Bremsen sehr gut,
dank Servounterstützung auch leicht zu bedienen.
Die Strecke ist wieder frei. Ich trete das Gaspedal durch. Hinter mir ein
Mercedes. Will der was? Na denn! Wieder Vollgas. Noch hält der Mercedes mit.
170. Der Abstand wird größer. Schon 190. Der Mercedes fällt zurück. Wieder 200
Sachen. Unglaublich, wie schnell er dieses Tempo erreicht. Ich drücke den
Gashebel bis zum Anschlag durch. Tacho bei 205, Drehzahl 5300. Der Mercedes? Ich
sehe ihn nicht mehr.
Eine Raststätte. Ich fahre auf den Parkplatz, steige aus, schaue ihn mir noch einmal
genau an. Das Heck gefällt mir nicht, ein bisschen plump. Hinter mir hupt es.
Der Mercedes. Der Fahrer steigt lachend aus, kommt auf mich zu. Was für ein
„Renner" das ist, will er wissen. Ein Rover? Er mustert ihn, bewundert
ihn.
Ich
steige wieder ein, gebe Gas, lasse ihn laufen.....
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