Rover 2000

Gentleman aus Solihull

Als die Rover Company im vergangenen Jahr einen völlig neu entwickelten 2-Liter-Wagen auf den Markt brachte, bewies das renommierte Unternehmen damit mal wieder, dass auch im vielzitierten Zeitalter industrieller Großserienfertigung dem „Maßanzug" eine echte Chance bleibt, sofern er modern und zukunftssicher konzipiert ist.

Den Männern aus Solihull ist es beim Rover 2000 gelungen, bewährte Konstruktionsprinzipien mit neuesten technischen Erkenntnissen ohne Bruch und faule Kompromisse zu verquicken. Man hat sich einerseits nicht gescheut, konventionellen Ballast über Bord zu werfen, andererseits kokettierte man aber auch nicht mit kurzlebigen Modernismen und Effekthaschereien, die den neuen Rover auf den ersten Blick vielleicht ein wenig attraktiver gemacht hätten. Dieser Wagen untertreibt eher, als dass er protzt; er verspricht nichts, was er nicht zu halten vermag

Bei Rover war man schon immer darauf bedacht, dass Liebe zur Tradition nicht etwa zu starrem Konservativismus führt, und viele maßgebliche Entwicklungsarbeiten zeugen vom Pioniergeist dieses Unternehmens. So wurde das erste englische Düsentriebwerk bei Rover entwickelt, bereits 1949 stellte man ein Gasturbinen-Auto vor, und der ein Jahr zuvor erschienene "Land Rover" hat sich seitdem als ausgezeichnetes Geländefahrzeug in aller Welt begeisterte Anhänger geschaffen.

Ein realistisches Auto

Der 2-Liter-Wagen von Rover ist ein durch und durch realistisches Auto, bei dessen Konstruktion man sich offensichtlich von der unleugbaren Tatsache leiten ließ, dass die Verkehrsdichte auf unseren Straßen ständig steigt und mancherorts das Autofahren bereits zum Abenteuer geworden ist. „Safety first" sagten sich die Rover-Konstrukteure ganz folgerichtig und gingen an die Reissbretter. Zunächst einmal verwarfen sie die fast überall üblich gewordene selbsttragende Karosserie und schneiderten dem Rover 2000 ein ausserordentlich stabiles und verwindungssteifes Stahlskelett, auf das die äußere Beplankung erst nachträglich aufgeschraubt wird. Türen, Dach, Motorhaube und Seitenwände haben also normalerweise keinerlei Belastungen auszuhalten und können im Bedarfsfall sehr schnell und kostensparend gegen Ersatzteile ausgetauscht werden.

Die neuartige Vorderradaufhängung mit horizontalliegenden Schraubenfedern und wartungsfreien Gelenken trägt ebenso zu den hervorragenden Fahreigenschaften bei wie die Hinterradaufhängung, die eine nahezu ideale Kombination zwischen Starrachse und Einzelradaufhängung darstellt: Die beiden Hinterräder werden durch ein an sich starres Achsohr in konstantem Winkel zueinander gehalten. Der beim Durchfedern der Räder auftretenden Spurveränderung vermag sich das zusammenschiebbare Achsrohr jedoch anzupassen.

Auf Fahrkomfort und Sicherheit zielen aber nicht nur diese und andere grundsätzliche konstruktive Maßnahmen ab. Vielmehr ist jedes Detail so ausgelegt, dass es im Sinne der Gesamtkonzeption zum Tragen kommt. Selbstverständlich wirken an allen vier Rädern Dunlop-Scheibenbremsen, ein Bremsverstärker ist serienmäßig eingebaut, und eine Warnlampe leuchtet auf, wenn der Wagen Bremsflüssigkeit verloren hat oder ein zerstreuter Fahrer mit angezogener Handbremse davonpreschen will. Der Lenkmechanismus wurde aus Sicherheitsgründen weit hinter dem Motor liegend montiert, die mit Kreuzgelenken versehene Lenksäule knickt bei einem eventuellen Zusammenstoß ab, das Lenkrad selbst ist in seiner Höhe verstellbar und gibt bei starkem Druck nach.

Auch zwei Doppelscheinwerfer mit asymmetrischem Abblendlicht sowie der serienmäßig eingebaute Rückfahrscheinwerfer und das Parklicht dienen der Sicherheit.

Die wirklichen Autoliebhaber - und für die ist der Rover 2000 ja eigentlich auch gedacht! - werden nicht zuletzt durch das erstklassige Finish dieses Wagens begeistert sein. Wer sich in die urbequemen Ledersitze fallen lässt, fühlt sich sogleich von jenem einzigartigen Fluidum umgeben, das nur Automobilen eigen ist, bei deren Innenausstattung edle Hölzer und echtes Leder verwandt werden. Der Rover hat vier körpergerecht geformte, mit feinstem Leder überzogene Schalensitze, die auch hinten als Einzelfauteuil ausgelegt wurden. Der Fahrgast verfügt über eine vorbildliche Sitzposition und erreicht auch entferntere Ziele ohne nennenswerte physische Beanspruchung oder Ermüdungserscheinungen. Seitliche Armstützen an den Türen und eine umlegbare Mittelstütze hinten ergänzen den Sitzkomfort. Schließlich lassen sich auch noch die Rückenlehnen der Vordersitze stufenlos bis zur vollen Liegelage umklappen.

Die vier Türen sind innen mit Leder verkleidet und mit einer Blende aus afrikanischem Walnußholz versehen, den Wagenboden bedecken erstklassige, filzunterlegte Teppiche, die das ohnehin kaum wahrnehmbare Fahrgeräusch auf ein Minimum herabdämpfen und im Winter einen wirkungsvollen Schutz gegen kalte Füße darstellen.

Kultivierter Vierzylinder

Der 1270 kg schwere Wagen ist mit einem völlig neu entwickelten, wassergekühlten Vierzylinder ausgerüstet. Fünffach gelagerte Kurbelwelle, obenliegende Nockenwelle und ungewöhnliche Lage der Verbrennungsräume (in den muldenförmig nach innen gewölbten Kolbenböden!) charakterisieren die 90-PS-Maschine, die dem Wagen eine Dauergeschwindigkeit von ca. 160 km/h verleiht. Damit ist sie keineswegs überzüchtet und läßt auf eine ansehnliche Kilometerleistung hoffen.

Laufruhe und Elastizität sind ausgezeichnet, und erst, wenn die Höchstdrehzahl (6000 U/min) nahezu erreicht ist, macht sich ein stärkeres Vibrieren bemerkbar. Schaltmüden Fahrern nimmt es der Motor nicht übel, wenn sie im 4. Gang bis auf 1000 U/min heruntergehen und anschließend wieder ruckfrei beschleunigen wollen.

Unsere Zahlenwerte

Für eine Strecke von insgesamt 1.253 km benötigten wir laut Tankbelegen insgesamt 147,3 Liter Super-Kraftstoff. Dies entspricht einem Durchschnittsverbrauch von 11 ¾ Liter auf 100 km.

Die Beschleunigungszeiten ergaben anhand der Stoppuhr folgendes Bild:

0 bis   80 km/h           11 Sekunden

0 bis 100 km/h           17 Sekunden

0 bis 120 km/h           25 Sekunden

Alles in allem verbinden sich beim Rover 2000 gekonntes Styling, hervorragende technische Leistung und erstklassige Innenausstattung zu einem Wagen, der seine 13.960 DM ohne Zweifel wert ist. Gewiss, es gibt weitaus billigere Vierzylinder, die obendrein noch schneller und vielleicht auch geräumiger sind. Aber in Hinblick auf Sicherheit, Solidität und Fahrkomfort braucht unser „Gentleman" von den Britischen Inseln keinen Vergleich zu scheuen. Wer den Rover 2000 - wie wir - einmal gefahren hat, wird das anerkennen und bestätigen müssen.

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