Rover 3500 S
im Vergleich mit
BMW 3.0 S und Fiat 130
Drei Dinge im Leben sollte jeder Mann zumindest
einmal tun: einen Baum pflanzen, einen Sohn zeugen und ein Auto über 20.000 Mark
fahren.
Letzteres jedenfalls ist uns gelungen, denn
mit dem Fiat 130 für 20.980 Mark und dem BMW 3.0 S für stolze 22.600
Mark hatten wir uns zwei Vertreter der Luxusklasse ins Haus geholt, um
festzustellen, ob Autos jenseits dieser ´Schallmauer´ auch das halten,
was ihr Verkaufspreis verspricht.
Lediglich der Rover 3500 S, durch den
Beitritt Englands zur EWG nunmehr auf 17.770 Mark abgerutscht, fiel
preislich etwas aus dem Rahmen.
Autos dieser Kategorie sind in erster Linie
dafür ausgelegt, respektable Autobahndistanzen für alle Beteiligten
möglichst problemlos zu überbrücken. Gerade deshalb entschlossen wir
uns, dieses Terrain zu meiden und vielmehr auf simplen Landstraßen den
Dingen auf den Grund zu gehen. So führte uns eine kleine Test-Rundreise
von Stuttgart über Straßburg, Orleans, Biarritz, Carcassonne in die
Camargue und zurück.
Ausritte dieser Art bringen es mit sich,
dass Handhabung und Bequemlichkeit der Fahrzeuge zunächst stärker ins
Gewicht fallen als hohe Reisegeschwindigkeiten oder enorme
Benzinverbräuche.
Der Rover 3500 S darf zweifellos als
klassischer Vertreter des britischen Automobilbaus gewertet werden. Vor
allem sein skuriles Äußere - von vorne Lord, von hinten alte Oma -
zeigt, dass der Brite doch schon einige Jahre von groben
Styling-Korrekturen verschont geblieben ist. Das benachteiligt ihn
natürlich gegenüber den neueren Schöpfungen Fiat 130 und BMW 3.0 S.
Gerade der wuchtige Italiener lässt viel eher auf reichlichen Wohlstand
des Besitzers schließen als der unscheinbare Rover. Anders dagegen der
BMW. Schlicht aber schön steht der Münchner eher bescheiden als protzig
in der Gegend herum.
Während unserer ´Querfeldein-Fahrt´ über die
heimtückischen französischen Landstraßen zeigte sich recht bald, dass
auch 20.000 Mark keine Garantie für unbeschwertes Autofahren sind.
Freilich liegen Sitzkomfort und
Bequemlichkeit weit über dem, was man von Alltagsautos her gewohnt ist.
So verbreiten die äußerst bequemen, im Stile englischer Clubsessel
gearteten Rover-Sitze übermäßige Behaglichkeit, die lediglich durch die
recht nüchterne Skai-Verkleidung etwas gedämpft wird. Nur eng geht´s zu
im Briten, so dass sich die Leute auf den hinteren Bänken ständig den
Kopf über die Verteilung ihrer Beine zerbrechen müssen. Auch die
Sichtverhältnisse nach hinten sind etwas eingeengt, ansonsten aber,
trotz der durch die alte Bauweise bedingten hohen Gürtellinie,
zufriedenstellend.
Ganz anders der Fiat. Seitlich und hinten
mit ziemlichen Überhängen versehen, bietet der Italiener viel Platz im
Innern, gleich ob man sich nach hinten verzieht oder vorne um
Vorwärtskommen kümmert. Die sehr breiten Stoffsitze aber, denen zudem
noch Nackenstützen und eine ausreichende seitliche Führung fehlen, sind
scheinbar auf den serienmäßigen Kleinwuchs der Italiener zugeschnitten.
Dort, wo bei uns die Schultern anfangen, hören bei den Italienern die
Rückenlehnen auf.
Der unvollkommene Italiener aus Turin
Zwar verfügt der Fiat 130 über eine
verstellbare Lenksäule, aber wo Konstrukteure keine Kosten für
solcherlei Luxus zu scheuen brauchen, bleibt es ein Werksgeheimnis,
weshalb auf der Fahrerseite eine Armlehne fehlt.
Schlanke Dachholme und die relativ kurze
Motorhaube erlauben es, den im Grunde genommen riesigen unförmigen
Fiat-Dampfer im Stadtgewühl ohne Feindberührung zu manövrieren.
Fahrübungen, die mit dem BMW nicht so leicht von der Hand gehen, denn
die lange, nach unten gezogene Motorhaube und die Nackenstützen auf den
Rücksitzen beschneiden doch etwas die Aussicht auf den Nebenmann.
Auch die ganz in Schwarz gehaltene
Luxuszelle des BMW lässt Wünsche offen; so sind beispielsweise die Sitze
nicht in der Höhe verstellbar und das Platzangebot für die
Heckpassagiere ist auch nicht gerade überwältigend. Aber immerhin
erlauben die körpergerecht geformten Sitze stundenlanges Autofahren,
ohne dass man anschließend abgeschlafft aus dem Auto kippt.
Unsere Testfahrzeuge, im Prinzip als
schnelle Reisewagen konzipiert, kommen in ihrem Einsatzgebiet, den
Autobahnen, fast von selbst voran; zudem wird ihnen meist schon von
weitem bereitwillig Platz gemacht.
Alter Brite mit grauen Schläfen
Auf den Landstraßen aber, zumal in
Frankreich, ist sich jeder selbst der nächste. Wer wie wir im Tag- und
Nachtbetrieb vorankommen will, muss nicht nur das Verkehrsgeschehen
ständig im Auge behalten, sondern auch in jeder Situation wissen, wo
welcher Hebel schnell greifbar ist.
Die englischen Automobilkonstrukteure, seit
jeher von einem besonderen Tick für Armaturenbretter befallen, haben das
Kontrollzentrum des Rover mit sehr viel Geschick reichhaltig und
übersichtlich gestaltet. Die gesamten Bedienungsarbeiten für Blinker,
Licht und Wasser werden bei modernen Autos heutzutage zwar vom Lenkrad
aus erledigt, beim Rover muss man jedoch noch weit um sich greifen.
Allerdings wurden die entsprechenden Schalter so geschickt plaziert,
dass man sie auch ohne hinzusehen im Blindflug treffen kann. Zudem sind
sie des Nachts sogar beleuchtet.
Reisekoffer mit diversen Macken
Nicht ganz so einfach liegt der Fall bei
Inbetriebnahme der Belüftung. Hier wurden die Hebel so versteckt, dass
bei aufziehender Kaltwetterlage, zudem noch im Dunkeln, zwangsläufig ein
wildes Gefummele nach der Warmluft beginnt.
In der Art englischer Autobauer geizten auch
die Italiener nicht und schütteten das Füllhorn der Bedienungsvarianten
recht ordentlich über den 130er aus. Doch was bei den Engländern noch
einigermaßen gelang, geriet bei den Fiat-Leuten völlig daneben. Kein
Wunder übrigens, denn Fiat-Autos boten schon seit jeher eine recht
spartanische Serienausstattung. Demzufolge schienen die italienischen
Ingenieure mit der Anordnung zusätzlicher Schalter und Hebel, die über
das Notwendigste hinausgehen, auch echt überfordert worden zu sein. Wie
sonst könnten Wischerhebel, Heckscheibenheizungsknöpfe, Lichtschalter
und die Warnblinkanlage nur über eine sich optisch recht gut ausmachende
Mittelkonsole in Gang zu setzen sein. Bedienungsanordnungen dieser Art
setzen voraus, dass der Blick unnötig lange von der Fahrbahn genommen
werden muss. Besonders der so wichtige Schalter für die Warnblinkanlage,
bei Opel noch im Halbschlaf zu finden, wurde beim Fiat 130 so weit nach
außen gerückt, dass er im angegurteten Zustand vom Fahrer aus nicht mehr
erreicht werden kann. Auch das Heizungssystem steckt voller
Bedienungsgeheimnisse, so dass mann sich irgendwann resignierend darauf
einstellt, ständig mit warmer oder kalter Luft zu leben.
Ein weiterer Gag der Fiat-Leute (zudem noch
ohne Aufpreis): die Handbremse. Zieht man sie an, so ertönt als
akustische Erinnerung ein ununterbrochenes Klingelzeichen. Machten wir
uns anfangs noch einen Jux aus diesem Blödsinn (indem wir zum Beispiel
die Handbremse anzogen und unbeteiligte Mitmenschen baten, im Fiat das
Telefon abzuheben), so fiel uns diese Klingelei mit der Zeit doch
gehörig auf den Wecker. Wer in einer Autokolonne Passfahrten unternehmen
muss, der dürfte nach einer halben Stunde reif für die ´Psychiatrische´
sein.
Der Schlichte aus Bayern
Wer sich der Vorstellung hingibt, ein Auto
über 20.000 Mark sei auch von der Ausstattungsseite her perfekt, der
wird vom BMW 3.0 S eines besseren belehrt. Mit seinen vier, allerdings
gut ablesbaren Rundinstrumenten kommt der um 1620 Mark gegenüber dem
Fiat teurere BMW recht ärmlich daher. Dass bei dem Anschaffungspreis
eine Benzinuhr eingebaut wurde, lässt bei diesem zudem noch sportlich
ausgelegten Fahrzeug fast schon auf eine Ausstattungsorgie schließen.
Lediglich die klar gegliederte und zur Nacht in Flutlicht getauchte
Heizzentrale zeigt, dass man offenbar mehr für dieses Modell tun wollte,
als allgemein üblich.
Dass man seitens BMW genügend für dieses
Auto getan hat - nur auf anderer Ebene -, das zeigte sich sofort, als
wir ins französische Verkehrsgeschehen eingriffen. Mit bulliger, vom
Äußeren her kaum zu vermutender Kraft ließ der 3.0 S zwischen Straßburg
und Marseille für niemand den Zweifel aufkommen, wer hier wohl künftig
die Schlußlichter zeigen würde.
Dass dem BMW bereits nach den ersten Tagen
sämtliche Sympathien gehörten, lag nicht an den 180 PS allein, die der
Sechszylinder zwar brummig, aber dennoch verträglich abgab. Vielmehr war
es das hervorragende Zusammenspiel von Motorleistung und Fahrwerk,
welches erst das volle Ausnutzen der Kraftreserven erlaubte.
Seidenweiche, schon auf geringen Pedaldruck ansprechende Bremsen sorgten
dafür, dass nie das Gefühl aufkam, die nächsten Meter könnten unter
Umständen die letzten sein.
Träume werden erst beim Fahren wahr
Nicht ganz so anständig verhielt sich der
Rover seinem Fahrer gegenüber. Mit seinen 8 Zylindern bescherte der
Engländer unserer Crew zwar eine erholsame Fahrt, aber auf den teilweise
recht holprigen Landstraßen sprangen des öfteren die Gänge heraus - eine
Eigenart, die besonders deshalb unangenehm ins Gewicht fiel, da die
Windgeräusche aufgrund der sagenhaften Laufruhe des Motors sämtliche
Randgeschehnisse überdeckten. Vor allem bei überraschenden Kurven zog
man oft vergebens am ´Getriebe-Knochen´. Nebenbei verstand es die wenig
windschlüpfrige Karosserie nicht, mit den Seitenwinden der
Küstenregionen fertig zu werden. Oft genug musste man Pfützen,
Gegenverkehr und Windböen gleichzeitig in Schach halten.
Viel Krach bei guter Reise
Sorgen, die einem der Fiat 130 ersparte. Der
breitschultrige Italiener ist ohnehin nur schwer einzustufen. Für einen
Reisewagen ist der Motor zu laut; die Maschine macht einen Radau, dass
man weder an einen Sechszylinder noch an ein wassergekühltes Triebwerk
so recht glauben kann. Da mit einem exzellenten Fahrwerk ausgestattet,
könnte man den 130 durchaus als Kurvenrenner bezeichnen, wenn einen auch
die Bechleunigungswerte nicht gerade von den Sitzen reißen. Aber dank
des völlig unbrauchbaren Schaltgetriebes ist man immer dann weg vom
Fenster, wenn´s um Sekunden geht. Viel zu lange Schaltwege verzehren
unnötige Zeit; zudem rührt man unendlich lange in den Gängen und sucht
verzweifelt den passenden Einstieg ins Getriebe.
Luxus-Reiselimousinen wie der Rover 3500 S,
der Fiat 130 oder der BMW 3.0 S sind von ihren Herren und Meistern nicht
in erster Linie erdacht worden, um mit schleuderndem Hinterteil um bunte
Hütchen zu fegen. Dass sie dennoch alle drei auch solche Späßchen in
durchaus akzeptablen Zeiten hinter sich bringen, bewiesen die knappen
Sprint-Ergebnisse beim Wedeltest auf der Meßstrecke von BMW in München.
Ganz so ´gspaßig´ sind diese Übungen
allerdings auch wieder nicht. Denn durch den erhöhten Druck der
gewichtigen Sechs- und Achtzylinder-Motoren auf der Vorderachse (bis zu
150 Kilo) kommt dem Zusammenspiel von Lenkung und Fahrwerk beim
plötzlichen Ausweichen vor Hindernissen durchaus angemessene Bedeutung
zu. Da es sich bei allen drei Fahrzeugen um Hecktriebler handelte, war
die Vergleichsbasis überaus günstig.
Am schnellsten zog der BMW mit 9,8 Sekunden
durch den Parcours (10 Pylonen im Abstand von 10 Metern galt es zu
umkurven), gefolgt vom Fiat mit 10,1 Sekunden, wobei der BMW seinem
Bezwinger doch einiges mehr an Konzentration abverlangt als der 130,
denn immerhin werden die 15 PS mehr Leistung des BMW gerade in solch
schwierigen Passagen spürbar: Plötzlich fängt das Heck des Münchners an
herumzuschwingen. Mittels der sowohl beim BMW als auch beim Fiat
tadellos arbeitenden Servo-Lenkung lässt sich das Ausbrechen jedoch
problemlos korrigieren.
Nicht ganz so schnell war der Rover. Bedingt
durch eine sehr starke Seitenneigung (ein Tribut, welches man der sehr
weichen Federung zollen muss) und eine viel zu leichtgängige
Servo-Lenkung, die den Kontakt zur Straße fast schon vermissen lässt
(was besonders bei Regen unangenehm wird), benötigte er mit 10,8
Sekunden die meiste Zeit für diese Strecke. Überhaupt hinterließ der
Servo-Mechanismus einen recht unanständigen Eindruck: Die Pumpe
schlürfte und stöhnte wie ein asthma-geplagtes Schloßgespenst.
Dass BMW beim 3.0 S das Schwergewicht auf
technische Belange gelegt hat, zeigte sich auch beim Kreisbahntest, der
Aufschluss darüber gibt, welche Kurvengeschwindigkeiten die
Fahrwerksauslegung zulässt. Rover und Fiat brachen, wenn auch
geringfügig, früher aus als der BMW. Ein Umstand, der in erster Linie
dem den hohen Fahrleistungen angepassten Fahrwerk des BMW zuzuschreiben
ist. Die Federbeine der Vorderachse und die Schwenkachse sind leicht
nach hinten geneigt. Dadurch erhält das kurvenäußere Rad beim Einlenken
einen stärkeren negativen Sturz und somit eine höhere
Seitenführungskraft.
Der Rover, knapp hinter dem BMW plaziert,
bewies, dass er auch mit relativ unkonventionellem Fahrwerk noch
mitzuhalten vermag. Besonders die Aufhängung der Vorderräder an unteren
Querlenkern und verlängerten Achssschenkeln, die über Winkelhebel und
horizontale Schraubenfedern abgestützt sind, ist aussergewöhnlich.
Dieser ganze Mechanismus (bei anderen Fahrzeugen in unmittelbarer
Radnähe) wurde nach oben verlegt und ruht nun im Verborgenen unter den
Kotflügeln. Auch die De-Dion-Hinterachse weicht vom Gewohnten ab. Die
Halbwellen agieren ohne den üblichen Schiebeteil, so dass die Länge des
geteilten Achsrohres beim Ein- und Ausfedern variiert. Dadurch bleibt
der Sturz zwar konstant, nicht aber die Spurbreite.
Nicht weniger aufwendig ist das mit einzeln
aufgehängten Rädern ausgestattete Fahrwerk beim Fiat 130 geraten. Doch
der Italiener vermag seine Fahrwerkstrümpfe nur bei schneller
Autobahnfahrt voll auszuspielen, indem man das Gas selbst bei rascher
Kurvenfolge, wie sie vor allem die italienischen Schnellstraßen
aufweisen, risikolos ´stehenlassen´ kann. Doch auf Landstraßen und
insbesondere auf der Handling-Strecke bei BMW kam das kaum zum Tragen.
Schuld daran war in erster Linie das völlig unzureichende
Schaltgetriebe. Selbst die einfachsten Übungen, so beispielsweise das
Einlegen des Rückwärtsganges, bereiteten größere Schwierigkeiten. Erst
nach mehreren Tagen hatten wir den Trick heraus: dreimal leicht
´ruckeln´ und dann mit voller Wucht ´reinhämmern´. Wer sich den 130
zulegen möchte, der sollte aufs Geld nicht schauen und sich lieber das
ausgezeichnete automatisch geschaltete Getriebe (das Fiat von Opel
bezieht) spendieren.
Ohne diese Schaltschwierigkeiten ließe sich
auch der Fiat im selben Maße wie der BMW sportlich bewegen. Doch nicht
nur das: auch die Beschleunigungswerte könnten beim Fiat 130 anders
aussehen. Dass er von 0 - 100 km/h mit 13,6 Sekunden die längste Zeit
benötigt und die 1000 Meter erst nach 33,9 Sekunden bewältigte, geht
allein zu Lasten der langen Schaltwege. Allerdings muss zur Ehrenrettung
des Fiat gesagt werden, dass er mit 1970 Kilo auch das meiste Gewicht
mit sich herumschleppt. Auch der überaus rauhe und laute
Sechszylindermotor lässt zumindest akustisch nicht vermuten, dass es
sich hier um ein bequemes Reisefahrzeug für lange Strecken handeln soll.
Anders da schon der BMW. Der PS-stärkste
Konkurrent brachte nicht nur logischerweise die besten Werte auf die
Bahn (von 0 - 100 km/h in 10,1 Sekunden, 1000 Meter in 31,4 Sekunden),
auch die Art seiner Kraftentfaltung spielte sich gegenüber dem Fiat 130
recht wohltuend ab. Der aufwendige Massenausgleich der Kurbelwelle
(sieben Hauptlager und zwölf Gegengewichte) sorgen für einen weitgehend
vibrationsfreien Lauf. Trotz der höchsten PS-Zahl und Spitze (180 PS /
über 200 km/h) blieb sein Benzinverbrauch unerwartet niedrig: 13 Liter
waren es auf der Landstraße, 17 Liter auf der Autobahn pro 100 Kilometer
(Rover: 17 / 22, Fiat: 18 / 20). Mit Leistungswerten dieser Art konnte
der Rover freilich nicht aufwarten. Der Brite benötigte immerhin 12,3
Sekunden von 0 - 100 km/h und 32,5 Sekunden für die 1000 Meter. Dreht
man den Motor bis in den roten Bereich, was dem Rover keineswegs wehtut,
so lassen sich von 0 - 100 km/h sogar respektable 11,0 Sekunden
herausfahren.
Übertroffen wurde der BMW vom Rover
allerdings in der Art, wie er seine Leistung entfaltet und was sich
damit anstellen lässt. Der überaus leise V8-Motor, der sein höchstes
Drehmoment von 27,6 mkg schon bei 2600 U/min abgibt, präsentierte sich
als überaus elastischer Motor. Man kann ihn problemlos und schaltfaul
bis 50 km/h im vierten Gang fahren, ohne auf der Strecke zu bleiben; und
akustisch wahrnehmbar wird der Rover-Motor erst ab 5200 U/min.
Motorische Werte allerdings verblassen, wenn
der Federungskomfort hinter den Annehmlichkeiten des Motors
hinterherhinkt. Sorgen dieser Art ließ der Rover nicht aufkommen.
Zusammen mit dem leisen Motor beschert das Schluckvermögen der
hervorragend abgestimmten Federung echtes Luxusfahrgefühl.
Ganz anders, aber keineswegs unangenehm, der
BMW. Hier dringen die Unebenheiten der Fahrbahn manchmal schon bis zum
Fahrer durch, was man aber bei dieser sportlich ausgelegten Limousine
von vornherein erwarten musste.
Luxusgefühle ermöglicht auch die Federung
des Fiat, die in ihrer Art fast genau zwischen der seidenweichen des
Rover und der härteren des BMW in der Mitte liegt.
Der Fiat 130 ist kein Auto für Leute, die
auf die Straße gehen, um zu fighten. Vielmehr ist er ein Garant für
sicheres Ankommen. Dafür spricht schon der sichere Bremsweg aus 100 km/h
von nur 50,34 Metern, wobei der Fiat, wie die anderen Konkurrenten
übrigens auch, die alle serienmäßig mit Vierrad-Scheibenbremsen
ausgerüstet sind, exakt in der Spur blieb.
Nicht ganz so schnell brachten die
seidenweichen, gut dosierbaren Bremsen den BMW zum Stehen. Ganze 55,44
Meter schob sich der Münchner aus 100 km/h bis zum Stand noch vorwärts.
Das geringste Eigengewicht (1330 Kilo), aber
den längsten Bremsweg mit 57,10 Metern hatte der Rover. Eine unangenehme
Eigenart des Engländers: Gas- und Bremspedal liegen so eng beieinander,
dass man beim plötzlichen Zutreten oft beide Hebel zugleich trifft. Dann
kämpfen acht Zylinder gegen vier Scheibenbremsen - und die Zylinder
gewinnen zumeist die Auseinandersetzung, wodurch der Rover immer noch
einige Meter weiter geschoben wird.
Gesamturteil
Rover: Optisch veraltet, aber
technisch vor allem vom Motor her ein durchaus konkurrenzfähiges Auto.
Preislich überaus günstig. Ein Auto zum Weiterempfehlen
Fiat: Ein großer, Eindruck
schindender Reisewagen, der ein bequemes Fortkommen ermöglicht, wenn man
die Schaltung und den Motorlärm vergisst. Kaufen Sie ihn mit Automatik
BMW: Äusserst gelungene
Weiterentwicklung des BMW 2500. Gemessen an dieser Konkurrenz zu teuer.
Ein Auto fürs Understatement
hobby / Deutschland 11 + 12/1973
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