Rover 3500 V8

Preiswunder

Deutlich steht es geschrieben: „Dreitausenfünfhundert Vau Acht“, respektverschaffend und eindrucksvoll. Dabei ist der Rover V8 gar kein Auto für Millionäre. Eher ein Preiswunder! Was er so alles bietet für sein Geld: ein konstruktiv hochwertiges Fahrwerk, besagter Achtzylinder-Leichtmetallmotor, automatische Kraftübertragung, Fabrikat Borg Warner Typ 35, eine ungewöhnlich gediegene und reichhaltige Ausstattung. Trotzdem ist sein Preis von dieser Welt.

Der Rover 3,5 Liter V8 ist ein Auto mit ganz besonderer Note: man sitzt auf bestem Leder und ist ringsum von mattschimmerndem Mahagoniholz umgeben. Der ganze Innenraum wirkt auffallend gediegen, im ersten Moment dämpft man unwillkürlich seine Stimme und unterhält sich im Flüsterton. Alle Details sind wunderschön verarbeitet und aus bestem Material. Man fühlt, hier stammt nichts von armen Leuten, es könnte das Auto eines Lords sein.

Doch Adel verpflichtet: im Kofferraum ist nur Platz für einige Luxusköfferchen – das in einem Ledersack steckende Reserverad behindert die Zulademöglichkeit. Auch die Fondpassagiere können ihre Beine nicht ungehindert ausstrecken, ein Arrangement mit dem Vordermann erscheint oft unumgänglich.

Das Betanken verursacht bei automatischen Zapfsäulen manchmal Ärger, weil der Einfüllstutzen im Durchmesser zu klein ist und die Anlagen dadurch ständig abschalten.

Für den heutigen Geschmack etwas zu hoch erscheint die Gürtellinie der Karosserie, dafür ist sie für ihre unfallsichere Bauweise berühmt. Man kann sich im Innenraum des Rover geborgen fühlen, denn die selbsttragende Karosserie ist extrastark ausgeführt, um den Insassen höchsten Schutz zu bieten. Einige Beispiele: extrem kurze Lenksäule, weiche Anprallplatten vor den Knien der vorn Sitzenden (gleichzeitig geräumige, aufklappbare Ablagefächer), Spant vor dem Armaturenbrett als Schutzbarriere ausgebildet, um bei einem Unfall das Eindringen des Motors in den Innenraum zu verhindern.

Den Rover 3500 gibt es ausschließlich mit automatischem Getriebe. Fahrzeuge mit einer solchen Einrichtung beschleunigen um so besser, je tiefer das Drehmomentmaximum des Motors liegt. Hier ist der 3,5-Liter-8-Zylinder-Motor der richtige Partner. Bereits bei 2600 U/min steht das höchste Drehmoment von beachtlichen 29 mkp zur Verfügung. Deshalb verzeiht man der Automatik auch gerne, daß sie in Wählhebelstellung „D“ bereits bei etwa 4000 U/min hinaufschaltet. Der Wagen wirkt dabei schon ausreichend temperamentvoll, und die Schaltrucke halten sich in Grenzen. Soll das Beschleunigungsoptimum realisiert werden, hilft nur der Griff zum Wählhebel. Auf übliche Weise können beide unteren Gänge oder der unterste allein gesperrt werden. Nun wird durch Ausnützung des oberen Drehzahlbereiches des Motors das Vorankommen noch etwas beflügelt.

Bei all dem ist vom Motor nicht viel zu hören. Mit einem gleichmäßigen, kaum wahrnehmbaren Summen verrichtet er seinen Dienst. Gemessen an Hubraum und Leistung verhält er sich auch im Kraftstoffkonsum eher sittsam. Normalerweise muß mit etwa 16 Liter auf 100 km gerechnet werden, in die Gegend von 20 Liter verirrt er sich nur selten.

Das hochentwickelte Fahrwerk bietet gleichermaßen Komfort und Sicherheit. Auf schlechten Straßen bleibt der Bodenkontakt der Räder in allen Fällen erhalten, und die Insassen spüren nur wenig von den Unebenheiten. Jedoch kommen in die Lenkung leichte Stöße durch. Dafür ist die Sensibilität ausgezeichnet. Eine Servolenkung vermißt man nicht.

Auch die Bremsen hinterlassen einen standfesten Eindruck, obwohl sie beim Testwagen recht geräuschvoll ihre Arbeit verrichteten. Sehr guter Geradeauslauf und Unempfindlichkeit gegenüber Seitenwind rundeten das positive Bild der Fahreigenschaften ab. Die gute handwerkliche Ausführung im Zusammenhang mit der nervenschonenden und doch schnellen Beförderung machen den Rover 3500 V8 zu etwas Besonderem: Er ist mehr als nur ein Auto mit spezieller Note.

 

Stellung D

handgeschaltet

0 bis 100 km/h

13,3 Sekunden

11,6 Sekunden

1 km mit stehendem Start

34,0 Sekunden

33,0 Sekunden

Höchstgeschwindigkeit 187 km/h

Austro-Motor / Österreich 1.10.1970

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