Rover 2200 TC

Während bei englischen und kontinentaleuropäischen Fahrzeugen der Absatz Ende vorigen Jahres bereits ins Stocken geraten war, gehörte der Rover 2000 zu jenen wenigen Fahrzeugen, bei denen der Käufer noch eine Wartezeit in Kauf nehmen musste. Beim Rover 2000 betrug sie Ende vorigen Jahres noch mehrere Monate. Kein schlechtes Zeugnis für einen Wagen, seit dessen Debüt rund 10 Jahre vergangen sind und rund eine Viertelmillion Einheiten produziert worden sind. Im Laufe dieser Jahre konnten auf Grund der relativ hohen Stückzahlen Erfahrungen gesammelt werden, die nach und nach in die Serie Eingang fanden. Die bedeutendste Aufwertung für den Rover war jedoch der Schritt vom 2000 zum 2200, von dem nur die TC-Version (Twin Carburettor) nach Österreich importiert wird. Zu den markantesten Verbesserungen dieses neuen Modells gehören die Hubraumvergrößerung um rund 10 %, aus welcher ein besseres Durchzugsvermögen aus niederen und mittleren Drehzahlen und auch eine bessere Laufruhe resultieren, bessere Raumökonomie für die Fondpassagiere durch andere Gestaltung der vorderen Sitzlehnen, welche nun auch mit Kopfstützen ausgestattet sind und eine serienmäßige Heckscheibenheizung, Vergrößerung des Tankvolumens und rundum getönte Scheiben.

Kultivierte Maschine

Die bedeutendste Verbesserung gegenüber dem Vormodell stellt zweifellos die Überarbeitung des Motors dar. Durch Vergrößerung der Bohrung von 85,7 auf 90,5 mm wurde der Hubraum um etwa 10 % von 1978 auf 2204 ccm vergrößert. Gleichzeitig wurde das Verdichtungsverhältnis von 10,0 auf 9,0:1 reduziert. Das weist deutlich darauf hin, dass man nicht auf eine Leistungssteigerung, sondern nur auf eine Verbesserung des Drehmoments in den unteren und mittleren Drehzahlen hinzielte. Die Maschine ist dadurch aber auch kultivierter und ruhiger geworden und sie wurde im Oktanzahlbedarf anspruchsloser und entspricht nun wesentlich besser dem Komfortcharakter des Rover. Der Sprung zum Charakter des 3,5-l-V8-Rover ist dadurch ein wenig kleiner geworden, obwohl man diese beiden Maschinen erst gar nicht vergleichen sollte.

Die Getriebeübersetzung wurde der neuen Motorcharakteristik angepasst. Um die Schaltvorgänge zu erleichtern, wurde der Schaltknüppel etwas verlängert. Das Getriebe unseres Testwagens zeigte sich jedoch im 3. Gang und im Retourgang etwas widerspenstig, was die Freude am Schalten etwas trübte. Abgesehen von diesen Mängeln, die offensichtlich nur dem Testwagen anhafteten und nicht verallgemeinert werden dürfen, wirkt das Getriebe leichtgängiger und leiser als das der Vormodelle.

Etwas straffere Fahrwerksauslegung

Der neue 2200 wurde in der Federungs- und Dämpfungsauslegung dem 3500 angepasst. Der Komfort leidet durch die etwas straffere Federung und Dämpfung kaum, dafür wurde aber die Rollneigung des Wagens in Kurven, also die Querneigung, deutlich reduziert, und auch die Übertragung der Abrollgeräusche konnte dadurch weiter verbessert werden. Der Geräuschpegel im Rover 2200 TC ist somit auch bei höheren Geschwindigkeiten erfreulich niedrig. Bei forcierter Fahrweise zeigt der Rover 2200 wie das Vorgängermodell nach wie vor eine deutliche Untersteuerungstendenz, und auf nassen Straßen zeigte unser Testwagen mit Pirelli-Reifen einen deutlichen Wechsel vom Unter- zum Übersteuern, der jedoch mit Lenkung und Gas leicht pariert werden konnte. Die Bremsen reagieren im 2200 schon auf geringen Pedaldruck, sind aber trotzdem gut dosierbar. Mit Scheibenbremsen an allen vier Rädern (an den Hinterrädern innenliegend) sind sie in ihrer Wirksamkeit echt überzeugend.

Die Lenkung ist mit Ausnahme im Stand leichtgängig und vermittelt einen guten Fahrbahnkontakt. Im Vergleich zu Fronttrieblern dieser Wagenklasse schneidet der Geradeauslauf und die Lenkpräzision um die Nullage (bei Geradeausfahrt) etwas ungünstig ab. Das überdurchschnittlich große Lenkrad dürfte diesen Eindruck noch verstärken. Um gleich beim Lenkrad zu bleiben – es ist in der Höhe verstellbar, was ein großes Plus bei der Einstellung einer individuellen Sitzposition darstellt, es ist aber eines der wenigen, oder überhaupt das einzige Lenkrad, das heute noch keine Prallplatte aufweist.

Reichhaltige Ausstattung

Ohne die Hände vom Lenkrad nehmen zu müssen sind nur die beiden Fingerhebel für Blinker (rechts) und Abblendschalter, Hupe und Lichthupe (links) zu erreichen. Alle anderen Schalter (für Licht, Wischer und Wascher, Warnblinkanlage usw.) sind in der Wagenmitte am Armaturenbrett untergebracht. Obwohl sie auch mit angelegtem Gurt erreichbar sind und durch unterschiedliche Formgebung der Knöpfe gut unterscheidbar sind, entspricht diese Anordnung nicht mehr den heutigen Gepflogenheiten bzw. Anforderungen. Für Fahrer, die gerne vergessen, einen Blick auf die Benzinuhr zu werfen, gibt es im Rover 2200 als Rarität sogar noch einen Benzinhahn für die Benzinreserve. Das Instrumentenbrett ist klar und übersichtlich, und rund um das Armaturenbrett gibt es genügend Ablagefächer. Unter dem Armaturenbrett gibt es zwei Handschuhfächer, die gleichzeitig als Aufprallflächen für die Knie ausgebildet sind.

Die neuen Sitze des Rover 2200 TC, die neuerdings über Kopfstützen verfügen und selbstverständlich bis zur Liegeposition verstellbar sind, wurden so gestaltet, dass sie weniger Raum beanspruchen und somit die Platzverhältnisse im Fondraum verbessern. Bei voll zurückgeschobenen Frontsitzen ist der Fußraum im Fond jedoch nach wie vor etwas eng. Die Stoffbezüge der Sitze vermitteln ein sehr angenehmes Gefühl, die Sitze geben guten seitlichen Halt. Für Fahrer, die eine starke Unterstützung des Beckens und eine kreuzhohle Sitzposition bevorzugen, sind die Lehnen jedoch in der Mitte zu weich. Die Sicht ist für mittlere und etwas überdurchschnittlichere Körpergröße nach allen Seiten sehr gut, bei kleineren Personen wird die Sicht mitunter durch die Instrumentenkonsole beeinträchtigt.

Wenn man im Rover in erster Linie nur zu zweit oder zu dritt größere Reisen mit großem Urlaubsgepäck antritt, reicht das Fassungsvolumen des Rover voll aus, obwohl das Reserverad und die Batterie im Kofferraum untergebracht sind. Für alle Fälle ist zusätzlich noch die Möglichkeit zur Unterbringung des Reserverades am Kofferraumdeckel gegeben. Bei unserem Testwagen dürfte der Kofferraumdeckel nicht richtig eingestellt und abgedichtet gewesen sein, da nach einer Fahrt auf Staubstraßen das Gepäck mit einer beachtlichen Staubschicht bedeckt war. Dies war allerdings der einzige Mangel, der am Finish des Rover festgestellt werden konnte.

Günstiger Anschaffungspreis

Zu einer Zeit, wo englische Wagen noch den Ruf hatten, nicht besonders fortschrittlich zu sein, war Rover die Bastion des konservativen, konventionellen Automobilbaus. Bei seinem Erscheinen im Jahr 1963 war der Rover 2000 daher eine Sensation für die Fachwelt und wartete mit ungeahnten Neuheiten auf: eine Maschine mit obenliegender Nockenwelle, ein ausgesprochen unkonventionelles Komfortfahrwerk  und Scheibenbremsen an allen vier Rädern. Es waren daher auch bis heute keine größeren Modifikationen oder eine Ablöse dieses Modells notwendig, ohne dass die Attraktivität des Rover darunter gelitten hätte. Freilich spricht der Rover 2200 TC nicht jedermann an. Von vornherein scheiden besonders sportliche Fahrer und Freunde moderner Karosserielinien aus, ebenso Leute, die häufig mit 4 oder 5 Personen an Bord mit großem Gepäck unterwegs sind. Wer sich jedoch nicht zu den eben aufgezählten Kategorien von Fahrern zählt, wird im Rover 2200 TC einen Wagen finden, der ihn voll zufrieden stellt. Für einen Anschaffungspreis von 119.500 Schilling bietet der Rover einen guten Gegenwert in Form von Komfort und Ausstattung und in der neuen 2,2-l-Version auch eine ansprechende Leistung und Laufkultur.

Fahrleistungen

0 bis   60 km/h

5,0 sec

0 bis   80 km/h

8,1 sec

0 bis 100 km/h

12,5 sec

0 bis 120 km/h

18,0 sec

1 km

33,7 sec

Höchstgeschwindigkeit 174 km/h

Verbrauch

Stadt

17,1 l/100 km

Autobahn (Schnitt 125 km/h)

12,6 l/100 km

Landstraße (Schnitt 70 km/h)

11,7 l/100 km

Testverbrauch über 1.200 km

13,7 l/100 km

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