Rover 2000
Ein modernes Automobil
einer traditionsreichen Firma
Aus der Vergangenheit der Firma
Im Jahr 1877 übernahm John Kemp mit einem Teilhaber in Coventry, der
heutigen Metropole der englischen Automobilindustrie, die Herstellung
von Fahrrädern. Schon sehr früh, nämlich 1884, glänzte die Firma mit
einer Pionierleistung, dem Stahlhochrad mit Hinterradantrieb.
Nachdem sich das junge Unternehmen auch auf
die Motorradherstellung verlegte, war es nur noch eine logische
Weiterentwicklung, als das Fabrikationsprogramm auch auf das aufkommende
Automobil erweitert wurde. Schon 1904 verließ daher die erste
Eigenkonstruktion das Werk, das sich ab 1906 "The Rover Co. Ltd." nennt
und in seinem Wappenschild eines Kopf des welterobernden Wikingers
zeigt.
Schon sehr früh erkannte die Firma den
positiven Einfluß, den eine Beteiligung an sportlichen Wettbewerben auch
auf das Serienprodukt auszuwirken vermag. Man schaltete sich daher ins
aktive Sportgeschehen ein und in den Jahren von 1906 bis 1913 heftete
Rover zahlreiche Siege in berühmten Rennen an seine Fahne.
Seit Aufnahme der Fahrzeugproduktion hatte
man sich bei Rover der besonderen Qualitätsarbeit verschrieben. Es wurde
nie in irgendeiner Phase der Herstellung gespart, weder bei der
Konstruktion noch bei der Fertigung. Die Pflege der Details ließ man
sich stets etwas kosten und man fand auch immer genügend
Individualisten, die dieses Besondere zu schätzen wußten und bereit
waren, den entsprechenden Preis dafür zu bezahlen.
So verließen im Laufe der Jahre viele als
besonders dauerhaft bekannte Wagen das Werk in Solihull. In den letzten
Jahren waren es besonders die Modelle 75, 80, 90 und 100 sowie,
gewissermaßen als Krönung dieser Baureihe, der 3-Liter-Rover. Im Jahre
1948 erblickte der Land Rover das Licht der Welt. Obwohl man damals
diesem Fahrzeug eher wenig Überlebenschancen einräumte, trat er einen
verhältnismäßig raschen und äußerst erfolgreichen Siegeszug um die Welt
an. Dies vor allem auf Grund seiner genialen Konstruktion wie auch wegen
der qualitativ hochwertigen Ausführung. Auch in der Schweiz errang sich
dieses geländegängige Mehrzweckfahrzeug einen großen Marktanteil: von
100 Geländefahrzeugen sind deren 65 Land Rover.
Aber auch auf dem Gebiet der Gasturbine für
Automobile zählt Rover zu den Pionieren. Schon 1950 wurde erstmals ein
Wagen mit einer besonders entwickelten Turbine ausgerüstet, nach deren
Erprobung 1952 in Belgien aufsehenerregende Rekordfahrten unternommen
wurden. Die Gasturbinenwagen wurden stetig
weiterentwickelt und vervollkommnet, so daß diese heute die besten
Aussichten haben, in das Stadium der Serienproduktion zu gelangen.
Als bekannt wurde, daß man sich um 1960 an
die Konstruktion eines völlig neuen Modells heranmache, durfte man daher
mit Recht ein außergewöhnliches, richtungsweisendes Fahrzeug erwarten.
Der Rover 2000 sollte ein auf Sicherheit und
Lebensdauer ausgerichtetes Modell werden. Die Fahrten mit dem Fahrzeug
haben gezeigt, daß die Lösung dieser schwierigen Aufgabe geglückt ist.
Der 2000er von außen betrachtet
Bei der Auslegung der Karosserie ließ man sich vom Sicherheitsgedanken,
wie er immer mehr gefordert wird, leiten. Der eigentliche Wagenkörper
bildet ein steifes, unverwindbares Ganzes, welches die Insassen
entsprechend schützt. Die Front- und Heckpartien sind jedoch relativ
leicht deformierbar, nehmen also bei allfälligen Kollisionen Energie
auf. Man ließ es aber nicht bei dieser Grundformung bewenden, sondern
ergänzte diese mit weiteren sinnvollen und die Unfallwirkung
entschärfenden Lösungen sowie einem Fahrverhalten des Wagens, das
seinerseits dazu beitragen soll, eine größtmögliche Sicherheitsmarge zu
erreichen.
Der Wagen besitzt eine selbsttragende
Karosserie, die zwar auch schon das 3-Liter-Modell besaß, jedoch noch
nicht in dieser konsequenten Auslegung. An den Karosseriegrundkörper
werden alle übrigen Aggregate wie Motor, Radaufhängung und Federelemente
montiert. In diesem Rohzustand ist das Fahrzeug bereits fahrtüchtig.
Sämtliche Karosserieblechteile werden nun in fertig lackiertem Zustand
mit dem Grundkörper verschraubt. Diese Bauweise hat den unbestreitbaren
Vorteil, daß sich beschädigte Blechteile mit relativ geringem Aufwand
ersetzen lassen.
Es wurde festgestellt, daß alle
Verschraubungen sehr sorgfältig und solide ausgeführt sind. Diese
Feststellung wurde unter anderem auch durch das Fehlen von
Karosseriegeräuschen noch bestärkt.
Die äußere Form des Wagens läßt sicher
verschiedene Urteile zu. Man darf aber sagen, daß die Form, obwohl damit
ganz bestimmte Ziele erreicht werden sollten und auch erreicht wurden,
auch in ästhetischer Hinsicht zu gefallen vermag. Die gewählte Lösung
und Form ist in erster Linie auf rationelle Herstellungsmethoden und auf
einen günstigen Luftwiderstandsbeiwert ausgerichtet. Die letztere
Tatsache spiegelt sich dann auch eindeutig im Benzinverbrauch wider.
Die verhältnismäßig stark abfallende
Motorhaube ergibt zusammen mit der großen, dreifach lamierten
Sicherheitswindschutzscheibe eine ausgezeichnete Sicht. Den breiten
Schlitz vor der Frontscheibe faßt man oft als Luftaustritt vom Motorraum
auf. Irrtümlicherweise, wenn durch ihn auch etwas Warmluft nach außen zu
fliehen vermag. Hier reißt vielmehr an der Kante die Strömung der Luft
ab, es herrscht also Überdruck, daher befindet sich an dieser Stelle die
Frischlufteintrittöffnung in die Heizanlage.
Der Fahrer kann bei normaler Sitzposition
beide Spitzen der Standlichtgehäuse sehen und diese als Visierpunkte
benutzen. Der schmale Kühlergrill sowie die beiden nebeneinander
liegenden Scheinwerfer geben der Wagenfront ein zierliches Aussehen. Die
Kühlluft tritt zur Hauptsache unterhalb der Stoßstange gegen den Kühler
und den Motorraum ein. Als nicht sehr elegant und eher gefährlich sind
die relativ weit nach außen stehenden zylindrischen Knöpfe für die
Türbetätigung zu bezeichnen. Man muß dies feststellen, besonders wenn
man weiß, wie elegant und einfach solche Lösungen sein können. Die
Türschlösser scheinen übrigens nicht ganz dem Standort des Wagens zu
entsprechen. sie klemmten öfters.
Das
Innere - großzügig, komfortabel
Der Wagen wird serienmäßig mit vier Türen ausgerüstet. Diese sind alle
vorne angeschlagen und lassen einen großen Öffnungswinkel zu, so daß der
Einstieg vorne und hinten sehr bequem ist. Beim Schließen der Türen darf
keine Gewalt angewendet werden, sie fallen mit sanftem Druck ins Schloß.
Die beiden vorderen Einzelsitze weisen
einen durchschnittlichen Längenverstellbereich auf und sind durch einen
außergewöhnlich kräftigen und daher hohen Mitteltunnel getrennt. Die
ungewöhnliche Dimension wird verständlich, wenn man weiß, daß der Tunnel
als Bestandteil der Bodengruppe an der Festigkeit derselben maßgebenden
Anteil besitzt.
Die als Sportfauteuils zu bezeichnenden
Sitze des Rover sind überdurchschnittlich bequem, man fühlt sich in
ihnen auf Anhieb wohl und damit im Wagen "zu Hause", wozu natürlich das
geschmackvolle Innere im Ganzen beiträgt.
Ein besonderes Lob verdient auch die
Neigungsverstellung der Lehnen. Mit Hilfe eines langen Hebels läßt sich
diese ohne Rasten in jede gewünschte Stellung bringen. Diese Konstruktion
ist den sonst gebräuchlichen eindeutig überlegen. Als Nachteil empfand
man lediglich, daß sich die Lehne nicht völlig umlegen läßt.
Das Lenkrad mit einem Durchmesser von 430 mm
läßt sich in der Höhe um 80 mm verstellen, man erhält so, falls
notwendig, die erforderliche "Bauchfreiheit". Eine Lenkspindel im
herkömmlichen Sinne ist nicht mehr vorhanden. Man ließ sich gerade bei
der Auslegung der gesamten Lenkeinrichtung vom Sicherheitsgedanken
leiten. So sitzt beispielsweise das Lenkgetriebe nicht an vorderster
exponierter Stelle, um beim leichtesten Zusammenstoß nach hinten gegen
den Fahrer gestoßen zu werden. Es befindet sich vielmehr an der hinteren
Motorraumwand. Mit dem Lenkrad ist das Getriebe über eine zweiteilige
kurze Gelenkwelle verbunden. Die Lenkübersetzung beträgt konstant
20,3:1, was 3 1/4 Umdrehungen des Lenkrades von Anschlag zu Anschlag
ergibt. Die Schneckenrollenlenkung war nicht überdurchschnittlich leicht
zu betätigen, doch muß ihr eine sehr hohe Präzision zugestanden werden.
Die Lage der Pedale ist günstig, wie auch
die der Hebel und Knöpfe, welche vom Fahrer zu betätigen sind. Die auf
die Hinterräder wirkende Handbremse wird durch einen zwischen den Sitzen
angeordneten Hebel betätigt.
Modern ist auch die Instrumentierung. Von
einem eigentlichen Armaturenbrett kann indessen nicht mehr gesprochen
werden. Sämtliche Instrumente und Kontrollampen sind in einem
rechteckigen Gehäuse untergebracht. Die Ausführung erinnert etwas an
eine von einem nordischen Entwerfer geschaffene Radioskala.
Der Horizontaltachometer läßt sich sehr gut
ablesen und zwar deshalb, weil das rote Anzeigenband genügend breit
erscheint und sein Anfang stets senkrecht steht. Obwohl wegen der
besseren Ablesemöglichkeit stets für runde Instrumente plädiert wird,
muß eingestanden werden, daß die Ausführung von Rover diesen nicht sehr
viel nachsteht.
Es ist ein Tages- und ein
Totalkilometerzähler vorhanden, der Tachometer ist sowohl in km/h als
auch, unten und etwas kleiner, in MPH geeicht. Daneben finden sich je
ein Anzeigeinstrument für die Motortemperatur sowie für den
Benzinvorrat. Die übrigen Kontrollfunktionen werden durch Anzeigelampen
erfüllt. Sowohl bei angezogener Handbremse wie auch bei herausgezogenem
Starter leuchtet eine Warnlampe auf. Jene der Handbremse zeigt zudem
auch einen allfälligen Tiefstand der Bremsflüssigkeit im Vorratsbehälter
an.
Als angenehmes Detail der sauberen
Gestaltung des Instrumentenbrettes empfanden wir sowohl die beiden
regulierbaren Schlitze, durch welche Frischluft gegen die vorderen
Passagiere strömt, als auch die in den gepolsterten Wulst eingebetteten,
nach unten zündenden Leselampen.
Eindeutig auf innere Sicherheit ausgerichtet
ist der Unterteil des Cockpits. Die auf beiden Seiten befindlichen
Ablagefächer sind großzügig dimensioniert und, was uns noch viel
wichtiger erscheint, die großflächigen Klapptüren sind gepolstert.
Zusammen mit der großen Fläche vermeiden sie die sonst möglichen
Knieverletzungen, wenn bei Kollisionen der Handschuhkastendeckel
aufspringt. Als gelegentlich willkommenes Zusatzfach im Stile eines
Geheimfachs darf das in einem Kasten vorhandene Fach mit zusätzlichem
Deckel bezeichnet werden. Beide Kästen sind zudem verschließbar.
Daß auch das auf Wunsch erhältliche Radio
gleich in die Gesamtplanung des Instrumentenbrettes mit einbezogen
wurde, wirkt sich sowohl ästhetisch glücklich als auch
verletzungshindernd bei Unfällen aus.
Der verfügbare Innenraum des vornehmen und
individuell gestalteten Wagens ist für vier Personen als ausreichend zu
bezeichnen. Müssen aber fünf Insassen Platz finden, so dürfte der in der
Mitte hinten sitzende Passagier auf längeren Strecken nicht eitel Wonne
fühlen. Er muß einerseits auf der Tunnelverlängerung sitzen und
andererseits hat er noch Mühe, seine Beine unterzubringen. Der Beinraum
hinten ist eher knapp; besonders trifft diese Feststellung dann zu, wenn
die Vordersitze sich in weit nach hinten geschobener Position befinden.
Diese Kritik hat natürlich nur eine beschränkte Gültigkeit, denn in den
weitaus meisten Fällen fahren ja nur zwei oder drei Personen mit und in
diesen Fällen fühlen sich auch die hinten Sitzenden in den gut geformten
Fauteuils sehr wohl.
Die echte Lederpolsterung in heller oder
schwarzer Farbe trägt das ihre zum vornehmen und wohnlichen Eindruck vom
Innenraum bei.
Ebenfalls eher knapp bemessen, jedoch ebenso
sauber ausgekleidet wie das Wageninnere, ist der Kofferraum. Das
Reserverad kann entweder stehend oder liegend angebracht werden. Kein
einhelliges Lob verdienen der zu kleine Öffnungswinkel des
Kofferraumdeckels sowie dessen Verschluß, der manchmal mehr als einem
lieb ist in Kontakt mit demjenigen kommt, der sich im Kofferraum zu
schaffen macht. Letzteres ist nicht unbedingt sehr angenehm. Entgegen
den heute üblichen Ausführungen muß beim Rover allerdings das Gepäck
nicht zuerst über einen hohen Steg gehoben werden, um im Kofferraum
seinen Platz zu finden.
Der Motor - eine beachtliche Kraftquelle und saubere Konstruktion
Von Rover erwartet man
eigentlich im Motorenbau etwas Ungewöhnliches. Das Ungewöhnliche am
Triebwerk des 2000ers stellt neben dem unkonventionellen Antrieb der
obenliegenden Nockenwelle die Ausführung als 4-Zylinder-Maschine dar.
Mit dieser Auslegung ging man wohl aus wirtschaftlichkeits- und
herstellungsbedingten Gründen an die obere Grenze des Hubraumes, den man
im Personenwagenmotorenbau einem einzigen Zylinder zumutet.
Ungewöhnlich ist auch der
Nockenwellenantrieb. Dieser erfolgt mittels zweier Doppelrollenketten,
wobei die erste ein Zwischenrad antreibt und die Drehbewegung über eine
weitere Kette zur Nockenwelle gelangt. Beide Ketten werden durch je
einen hydraulischen Spanner im Betrieb konstant gestrafft. Die parallel
aufgehängten Ventile werden von der Nockenwelle direkt betätigt. Die
wuchtige Kurbelwelle ist fünffach gelagert, Bohrung und Hub messen je
85,70 mm. Bei einem Verdichtungsverhältnis von 9,0:1 leistet der Motor
bei 5000 U/min 100 SAE-PS. Das maximale Drehmoment wird bei 2750 U/min
erreicht, was relativ hoch ist und ein Schalten des Getriebes als
nützlich erscheinen läßt. Die etwas mangelnde Elastizität im unteren
Drehzahlbereich empfindet man als nicht so nachteilig, denn das präzis
zu schaltende Getriebe macht das Schalten zu einer Sache reiner Freude.
Das Triebwerk besitzt eine sehr gute Durchzugskraft, was sich besonders
bei Steigungen günstig bemerkbar macht.
Es kann im gegenwärtigen Zeitpunkt vermutet
werden, daß der Motor gelegentlich auch in einer leistungsstärkeren
Version zum Einbau gelangen wird. Die jetzige Literleistung von etwa 46
PS/l, welche mit nur einem Vergaser zustandekommt, ist nicht
übertrieben. Immerhin zeigt die Form der Ansaug- und Auspuffanlage, daß
man sich auch über die Gasschwingungen Gedanken gemacht hat.
Das moderne Triebwerk entpuppte sich als
einwandfreier Starter, dies sowohl nach längerem Stehenlassen bei
tieferen Temperaturen als auch nach dem Abstellen nach einer
Parforcebeanspruchung. Lediglich bei kalter Maschine ließ der Rundlauf
zu wünschen übrig. Die Betriebstemperatur wird rasch erreicht, was sich
unter anderem auch auf die Heizanlage günstig auswirkt.
Die Laufruhe des Motors darf als
durchschnittlich bezeichnet werden, bei höheren Drehzahlen ließe man
sich eine Geräuschreduktion noch gerne gefallen. Ein automatisch an- und
abschaltender Ventilator würde auch diesem Klassewagen recht gut
anstehen.
Die Zugänglichkeit zu allen Aggregaten im
Motorraum ist besser, als dies beim oberflächlichen Betrachten des
ausgefüllten Raumes erscheint. Die erforderlichen Unterhaltsarbeiten
sind gemäß der heute üblichen Tendenz auf ein Minimum reduziert.
Ölwechsel alle 8.000 km oder nach 4 Monaten, Getriebeölwechsel nach
32.000 km; diese Zahl gilt auch für den Wechsel des Öles im
Hinterradachsantrieb.
Kraftübertragung normal und präzis
Über eine hydraulisch
betätigte Einscheiben-Trockenkupplung mit Scheibenfeder wird die
Motorleistung auf das vollsynchronisierte Vierganggetriebe übertragen.
Das Schalten der Gänge erfolgt durch einen kurzen Mittelschalthebel, der
die Zahnräder über Schaltstifte betätigt. Der Schalthebel ist präzis
geführt, er rastet unverwechselbar ein und die Synchronisierung war auch
stärksten Schaltmanövern gewachsen.
Es zeigte sich, daß man die anfänglich durch
Herstellungsfragen bedingten Getriebeschwierigkeiten behoben hat. Das
Getriebe wird nämlich von Rover in einem Außenwerk in Schottland
produziert, wobei sich gewisse Schwierigkeiten in der Fabrikation durch
das Fehlen von Facharbeitern ergaben. Inzwischen hat sich aber alles
eingespielt. Vor allem der sportlich eingestellte Fahrer kann an der
Schaltung und am günstig abgestuften Getriebe seine helle Freude haben.
Wenn man sich auch mit Vorteil an die
angegebenen Schaltpunkte auf dem Tachometer hält, so darf man doch
sagen, daß sowohl Motor wie Getriebe gelegentlich auch eine stark
forcierte Beanspruchung und entsprechende Drehzahlüberschreitung
anstandslos ertrugen. Der zweite Gang wurde so bis etwas über 100 km/h
und der dritte bis etwa 145 km/h ausgefahren.
Das
Fahrwerk - außergewöhnlich, bemerkenswert und sicher
Sowohl für die Führung
der Hinter- als auch für die der Vorderräder ließ man sich bei Rover für
den 2000er etwas einfallen und man ließ sie sich etwas kosten. Das
Fahrwerk ist ganz auf hohe Fahrleistungen ausgelegt und verrät viel
Gespür für die sportliche Auslegung eines Gebrauchsfahrzeuges. Beide
Radührungen fallen insbesondere durch die Präzision auf, mit der die
Räder geführt werden, was beim Fahren deutlich in Erscheinung tritt.
Vorne befindet sich ein unten doppelter
Querlenker und oben ein kräftiger Winkelhebel. Dieser stützt sich
einerseits an der Karosseriefrontwand, andererseits über einen Bolzen
gegen die horizontal liegende Schraubenfeder ab. Damit weicht vor allem
die Anordnung der Schraubenfeder von der sonst üblichen
Senkrechtstellung ab, während die Radführung geringe Änderungen der
Radstellungen beim Durchfedern ergibt.
Die Hinterachse ist als De-Dion-Achse
ausgebildet. Die Radführung erfolgt hier so, daß unten und oben je ein
Lenker die Antriebs- und Bremskräfte übertragen, während die
Seitenführung durch ein Querrohr mit Schiebestück erfolgt. Die
Schraubenfeder, die auch hier als Federelement dient, stützt sich
einerseits am unteren Lenker und andererseits gegen den Karosserieboden
ab. Diese beiden an sich sehr aufwendigen Konstruktionen stellen einen
gewollten Kompromiß zwischen verschiedenen technisch möglichen Lösungen
dar. Dabei wird bei dieser Konstruktion vor allem den positiven
Eigenheiten stark zum Durchbruch verholfen. Ein überdurchschnittlich
guter Bodenkontakt der Räder wie auch eine außergewöhnlich gute
Richtungsstabilität sind das Ergebnis.
Sowohl vorne als auch hinten dämpfen nicht
verstellbare Teleskopschwingungsdämpfer die Federschwingungen. Ihre
Abstimmung auf die Federung scheint vor allem bei schneller Fahrweise,
also bei rascher Stoßfolge, optimal.
Während der Fahrten zeigte sich auch
einwandfreie Abstimmung der Reifen zum Fahrwerk. Es wurde schon bei der
Konstruktion auf die Eigenheiten der serienmäßig zur Verwendung
gelangenden Pirelli-Gürtelreifen vom Typ Cinturato Rücksicht genommen.
Es können somit deren Qualitäten voll zur Geltung kommen. Eine
Feststellung, die sonst nicht immer zutrifft.
Die
Bremsanlage für den ebenso sicheren wie schnellen Wagen
Am Rover 2000 findet
eine Vierradscheibenbremse von Dunlop Anwendung. Bei dieser sitzen die
hinteren Scheiben unmittelbar neben dem Differentialgetriebe, sie zählen
damit zur gefederten Masse. Zur Serienausrüstung gehört eine
Servoanlage.
In ihrer Wirkung verdient die Bremse ein
Lob, sie ist dem immerhin etwas über 1200 kg schweren Fahrzeug angepaßt,
auch bei schneller Fahrweise und starker Beanspruchung. Dank der
Servohilfe hält sich der für normale Bremsmanöver erforderliche
Kraftaufwand in bescheidenen Grenzen, durchschnittlich wurden 10 bis 15
kg Pedalkraft gemessen.
Auch bei Gewaltbremsungen aus hohen Tempi
hielt sich das Fahrzeug einwandfrei in der Fahrspur, und zwar auch auf
schlechten und nassen Straßendecken. Die in der Wagenmitte angeordnete
Handbremse, welche auf die Hinterscheiben wirkt, liegt günstig und ihre
Wirkung war zufriedenstellend.
Fahreindrücke aus Stadtfahrten und "auf freier Wildbahn"
Die Fahrten mit dem
2000er waren im Grunde genommen alles "Freudenfahrten". Es macht
wirklich viel Spaß, einen derart sicheren kultivierten Wagen über die
Strecken zu jagen oder mit ihm auf Nebenstraßen zu bummeln.
Die erreichbaren Fahrleistungen liegen
eindeutig weit über denjenigen, die man sonst gewohnt ist, doch darf
diese Feststellung in Anbetracht des Aufwandes, der betrieben wurde,
nicht so sehr erstaunen.
Der Wagen fährt sich leicht, der Lenkaufwand
ist mittelmäßig groß. Man braucht keine besonderen Kniffe zu kennen, um
das Fahrzeug auch bei höheren Geschwindigkeiten einwandfrei zu
beherrschen. Wenn man sich an die Grenzwerte herantastet, so stellt man
eine sehr lang anhaltende neutrale Tendenz fest und erst sehr spät zeigt
sich eine schwache Neigung zum Untersteuern. Man hat jedoch nie eine
unerwartete Reaktion zu erwarten. Die Federung empfindet man eher als
hart, die Frequenzen sind angenehm und die Dämpfung gut. Auch die
Seitenneigung der Karosserie bewegt sich noch in bescheidenem Rahmen. In
schnell durchfahrenen Kurven vermitteln die Sitze einen guten
Seitenhalt.
Die gemessenen Beschleunigungszeiten
dokumentieren die Rasanz des Wagens, die für das schwere Fahrzeug
immerhin beachtlich ist. Als Mittel aus mehreren Messungen wurde
festgestellt: 0 bis 60 km/h in 6,1 Sekunden, von 0 bis 80 km/h in 10,7
Sekunden und bis 100 km/h brauchte der Wagen jeweils 15,6 Sekunden. Es
darf dabei festgehalten werden, daß der Tachometer eine
überdurchschnittliche Genauigkeit aufwies.
Zum Erreichen der beiden erstgenannten Werte
wurden jeweils der erste und zweite Gang verwendet, bei 90 km/h erfolgte
normalerweise das Schalten in den dritten Gang. Günstig liegt auch die
Beschleunigung im Überholungsbereich: von 60 auf 100 km/h beschleunigte
der Wagen in gut 5 Sekunden.
Im Verbrauch wurden, der jeweils
eingehaltenen Fahrweise entsprechend, verschieden hohe Werte erreicht.
Bei normaler Fahrt mit zwei Personen im Flachland und eher schonender
Betätigung des Gaspedals benötigte der Rover 2000 10,4 Liter auf 100
Kilometer. Er stieg bei sportlicher Fahrweise und
Höchstgeschwindigkeiten um 140 km/h auf etwas über 13 Liter. Dieser Wert
wurde bei Stadtfahrten noch etwas überschritten. Diese günstigen
Verbrauchsziffern sind unter anderem der strömungsgünstigen
Karosserieform zu verdanken. Wünschbar wäre aber trotzdem, daß der
Tankinhalt vergrößert würde, er beträgt gegenwärtig 55 Liter. Damit
liegt er zwar gegenüber vergleichbaren Fahrzeugen nicht schlecht,
manchmal wäre man jedoch um einen größeren Inhalt doch sehr froh,
besonders dann, wenn man auf entsprechenden Straßen gehörig auf dem
Gaspedal stehen bleibt.
Eine Warnlampe dient zur Verhinderung von
allfälligen Pannen infolge eines leergefahrenen Tanks. Sie leuchtet bei
einem Vorrat von 6 Litern auf und das Auffüllen wird mit Vorteil nicht
mehr lange hinausgeschoben.
Die auf der Autobahn gemessene
Höchstgeschwindigkeit betrug 160 km/h, sie lag somit leicht unter der
von der Fabrik angegebenen, was auf das noch nicht vollständig
eingefahrene Triebwerk zurückzuführen ist. Auch bei diesem nicht allzu
oft möglichen Tempo verhielt sich das Fahrzeug absolut sicher, ruhig und
leicht kontrollierbar. Sogar starke Bremsungen bei dieser
Geschwindigkeit brachten den Wagen nicht außer Kurs. Lediglich die
erheblichen Windgeräusche sowie die Geräuschentwicklung des Motors
machen auf diese hohe Geschwindigkeit aufmerksam. Man darf sagen, daß
eigentlich erst bei hohen Fahrgeschwindigkeiten die ganze
Leistungsfähigkeit des Wagens so recht zum Ausdruck kommt.
Schlußbeurteilung
Der Rover 2000 ist ein
überdurchschnittlich sicheres, schnelles und wirtschaftliches Auto.
Diese positiven Eigenschaften werden nicht durch ein empfindliches
Triebwerk oder eine anspruchsvolle Wartung erkauft oder getrübt.
Der ganze Wagen ist mit viel Aufwand und in
solider Werkmannsarbeit geschaffen. Man darf vom 2000er viel verlangen
und wird nicht enttäuscht werden. Der Wagen vermag viele individuelle
Wünsche zu erfüllen, er läßt sich sehr sportlich fahren und ist trotzdem
ein echter Tourenwagen. Das nicht sehr billige Fahrzeug rechtfertigt den
Preis, denn es gehört in die zahlenmäßig kleine Gruppe von Automobilen,
die nicht auf Schein, sondern auf Sicherheit und Fahrleistung gebaut
sind - kurz, welche mehr sind, als sie scheinen.
Die Automobilindustrie Englands gereicht
diese moderne Konstruktion zur Ehre. Der Wagen ist geeignet - wie andere
Modelle übrigens auch -, die Ansicht von dem allzu strengen
Konservatismus englischer Automobile zu zerstreuen und manchen
Automobilisten eines Besseren zu belehren. Vielleicht findet sich der
Nachfolger des Rover 2000 eines Tages mit einem anderen Antriebsaggregat
als dem Kolbenmotor auf einer Ausstellung - es wäre nicht allzu
erstaunlich.
Der neue Motor-Service / Schweiz 1965
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