Rover 2000
Unter den zahlreichen Neuerscheinungen von Automobiltypen für das
Modelljahr 1964 ist der soeben von der englischen Rover Company
angekündigte 2000 eine der wichtigsten und interessantesten. Mit diesem
Wagen geht die Herstellerin von ihrer bisher sehr traditionellen
Konstruktionsrichtung ab, ohne indessen ihren Qualitätsstandard
aufzugeben, der über dem Durchschnitt liegt. Das Ziel, das sich Rover im
2000 steckte, war das eines möglichst fahrsicheren und modern
konstruierten Zweiliters von kompakten Dimensionen, dessen Qualität und
Sicherheit nicht wie bisher auf hohem Gewicht, sondern auf neuartigen
strukturellen Merkmalen beruhen sollte. Es handelt sich bei diesem Wagen
somit weit mehr als um eine aus wirtschaftlichen Gründen oder aus solchen
der Mode geschaffene Neukonstruktion.
Indessen kommt diesem Baumuster auch für das Werk eine außerordentliche
Bedeutung zu, verkörpert es doch die Anstrengungen der Marke, sich ihre
Existenz als mittelgroßes Unternehmen der Automobilindustrie trotz des
enormen Druckes von Seiten der Großindustrie zu sichern. Bisher war der
Geländewagen Land Rover eine ihrer wirtschaftlichen Hauptstützen gewesen.
Für die mit dem Modell 2000 eingeleitete neue Phase hat das Werk die
beträchtliche Summe von 10 1/2 Mill. £ (rund 120 Mill. DM) in die
Entwicklung des Modells sowie in ein völlig neues Werk investiert, das die
Produktionskapazität der Marke um rund 25.000 Wagen jährlich erhöhen wird.
Vergangenheit und
Zukunft
Der
neue 2000 ist charakteristisch für die der Marke eigenartige Verbindung
zwischen traditioneller und geradezu futuristischer Technik. Ihre bisher
und auch in Zukunft weitergebauten Personenwagentypen sind ausgesprochen
traditionell gehalten, und die Karosserieform der Modelle 95 und 110 wurde
bereits 1949 eingeführt und unverändert weitergebaut. Andererseits hat
sich das gleiche Unternehmen durch seine Entwicklungsarbeiten auf dem
Gebiet der Gasturbine für Automobile einen weltweiten Namen geschaffen,
obwohl bisher die Serienproduktion noch nicht aufgenommen werden konnte
und auch noch nicht bevorstehen dürfte. Dennoch hat die Demonstration des
BRM-Wagens mit Rover-Gasturbine bei den 24 Stunden von Le Mans 1963 durch
den völlig störungsfreien Lauf große Beachtung gefunden, während der 1962
angekündigte Prototyp T4, eine viertürige Limousine mit Gasturbine und
Frontantrieb, durch ihre moderne Formgebung bereits einen Vorgeschmack des
seit längerer Zeit in Entwicklung stehenden 2000 gegeben hatte. Der neue
2000 zeigt denn auch tatsächlich gewisse formliche Ähnlichkeit mit diesem
Prototyp.
Im
Augenblick steht die Turbine nicht zur Diskussion, und der neu
konstruierte Vierzylindermotor bildet eigentlich eines der
konventionellsten Bauelemente des ganzen Wagens. Nicht nur die
Turbinenlimousine T4, sondern auch das ältere Turbinencoupé T3 von 1955
hat dem Modell 2000 Pate gestanden, indem dessen Aufhängung (insbesondere
die Hinterradaufhängung durch De Dion-Achse) diejenige des 2000 inspiriert
hat und dem neuen Wagen Fahreigenschaften verliehen hat, welche die Marke
aus dem Gebiet des betont konservativen, für ruhige Fahrweise geschaffenen
Qualitätswagens in dasjenige des sportlichen Gebrauchswagens der
kontinentalen Schule überführte.
Für
den Rover 2000 wurde weder die bisherige Bauart mit starkem Chassisrahmen
und separater Karosserie noch die sonst heute in Europa weitverbreitete
selbsttragende Karosserie mit beanspruchten Blechen verwendet. Die äußere
Beplankung, wie Türen, Dach, Motorhaube, Gepäckdeckel und Seitenwände, ist
vielmehr nachträglich montiert und auch einzeln abnehmbar. Alle diese
Teile werden von einem Stahlskelett getragen, das zuerst vollständig
zusammengestellt und mit Motor, Kraftübertragung, Aufhängung, Räder,
elektrischer Ausrüstung etc. versehen wird und ein fahrbares Automobil
darstellt, bevor die äußeren Blechteile, die zum voraus lackiert und
poliert wurden, sowie die Innenausstattung eingebaut wird.
Dieses Skelett bildet eine außerordentlich steife Zelle für die Insassen,
deren Festigkeit nicht von den äußeren Blechteilen abhängt. Durch die
örtlich getrennte, wenn auch zeitlich gleich laufende Herstellung der
beanspruchten und der sichtbaren Teile ergeben sich nicht nur weniger
Beschädigungen und eine genauere Montage, sondern es ist später möglich,
allfällig beschädigte Karosserieteile mit einem Minimalaufwand an Kosten
und Zeit auszuwechseln, da auch die Einzelteile bereits lackiert und
poliert sind. Das Grundskelett und die äußeren Blechteile werden genau
aufeinander angepasst, indem Passlöcher in das auf Maßhaltigkeit geprüfte
Skelett gebohrt und das gleiche Verfahren auch auf die Blechteile
ausgedehnt wird.
Trotz
seiner großen Biege-, Torsions-, Druck- und Zugfestigkeit ist der
Grundkörper des Wagens relativ leicht gebaut. Außerordentlich kräftig ist
besonders das kastenförmige Torpedo vor dem eigentlichen Passagierraum
ausgebildet; über die vorderen Schraubenfedern nimmt es alle
Beanspruchungen und Reaktionen der Vorderradaufhängung auf.
Von innen nach außen
geplant
Trotz
der modernen äußeren Formen des 2000 wurde sein Aussehen der Forderung
nach hoher Sicherheit der Insassen untergeordnet. So verkörpert diese
Karosserie das Bestreben, die Insassen gegen Verletzungen zu schützen und
sie eigentlich zu "verpacken". Es ist äußerst selten, daß von seiten der
für das Aussehen eines Wagens Verantwortlichen die Belange der Sicherheit
über diejenigen der modischen Ästhetik gestellt werden. Für diese Leistung
gebührt ein ansehnlicher Teil des Verdienstes dem Chefstylisten von Rover,
David Bache, der dabei aber auch in formaler Hinsicht recht gute Arbeit
geleistet und eine moderne, viertürige Limousine geschaffen hat.
Ganz
deutlich sichtbar ist die Karosserie von innen nach außen geschaffen
worden, also genau nach den Grundsätzen der besten gegenwärtigen Schule
der Architektur. Das Wageninnere verkörpert eine gelungene Synthese
zwischen dem Streben nach "innerer Sicherheit" durch konstruktive
Maßnahmen, modernem Styling und dem traditionellen erstklassigen Finish
des Wagens. Der letztgenannten Forderung entsprechen die aus bestem Leder
gefertigten Sitzpolster, die weichen Bodenteppiche und die diskreten
Nußbaumfurnierpanele an den Türen und seitlich am Armaturenbrett. Als
moderner Wagen zeigt der Rover 2000 innen vorwiegend rechteckige Linien,
dünne Fensterpfosten und große Fensterflächen, klare Instrumentierung und
originelle Gestaltung der Bedienungsorgane.
Im
Interesse der genannten "inneren Sicherheit" findet man im Wageninneren
praktisch keine hervorstehenden Teile (Ausnahme: Schalt- und Bremshebel)
oder scharfe Kanten. Vor den Insassen der Vordersitze befinden sich zwei
große, mit schrägem Deckel versehene Ablegefächer für Pakete etc., die in
Wirklichkeit als Stoßfänger bei Zusammenstößen und als Schutz gegen
Knieverletzungen gedacht sind. Diese Behälter bestehen aus Kunststoff
(Polypropylen, im Spritzverfahren geformt), die recht stark gebaut sind,
aber als Hauptmerkmal ein großes Energieaufnahmevermögen besitzen und
deshalb ihre Schutzaufgabe erfüllen können. Auch das quer unter den
Instrumenten über die ganze Wagenbreite angeordnete Ablagebrett mit
gepolsterter Kante, eine Radiokonsole und der Getriebetunneldeckel sowie
weitere Karosserieteile sind von der Spezialfirma Rolinx Ltd. mit Rover
zusammen aus Kunststoffen entwickelt worden. Die Oberflächen sind zum Teil
in der Körnung und im Farbton wie das Leder der Innenausstattung gehalten.
Direkt vor dem Fahrer liegt ein rechteckiger Rahmen mit den Instrumenten,
enthaltend den Geschwindigkeitsmesser mit horizontaler Walze,
Kühlwasserthermometer und Benzinuhr. Warnleuchten sind vorhanden für
Zündung, Öldruck, Choke, Scheinwerfer-Fernlicht, Bremsölstand und
Handbremse. Die Instrumentenbrettbeleuchtung kann durch einen
Widerstand stufenlos reguliert werden. Die Uhr ist in einem besonderen
Gehäuse in der Mitte der Stirnwand untergebracht.
Zwischen den Sitzen und Füßen der Insassen des Vorderabteils befindet sich
eine Konsole, die das Ein- und Aussteigen auf der dem Sitz entfernteren
Seite erschwert. Die Konsole trägt ein Radio, das als Sonderausstattung
erhältlich ist. Darüber und darunter liegen die Bedienungsknöpfe, von
denen jeder seine charakteristische Form hat, so daß man sie auch nachts
unterscheiden kann. Darunter befindet sich auch ein Reserveschalter für
den Benzintank mit 55 Liter Inhalt.
Die
Heizung ist sehr kräftig und arbeitet mit Frischluft. In der gepolsterten
Kante des Ablagebrettes befinden sich in Gesichtshöhe vor Fahrer und
Mitfahrer zwei Frischluftschlitze. Das Gebläse kann auf zwei Stufen
eingestellt werden, und die Bedienung umfasst die üblichen Misch- und
Betätigungshebel. Der Defrosterluftstrom wird aus einer fast die ganze
Scheibenbreite bestreichenden Düse an die Scheibe geleitet.
Die
vorderen Einzelsitze sind mit stufenlos bis zur Liegesitzstellung
verstellbaren Rückenlehnen versehen. Alle Türen tragen seitliche
Armlehnen. Auch der Winkel der Lenksäule ist verstellbar. Das moderne
Lenkrad besitzt eine durchgehende, vertiefte Speiche ohne Nabe. Darunter
befinden sich der Hebel für die Blinker sowie eine Lichthupe.
Die
hintere Sitzbank ist eigentlich als zwei anatomisch richtig geformte
Einzelsitze mit klappbarer Mittellehne ausgebildet. Wenn diese nach oben
geklappt wird, so gibt sie das gepolsterte Mittelstück frei, auf dem eine
fünfte Person für kürzere Strecken mitgeführt werden kann, obwohl der
Tunnel der Kardanwelle etwas stört. Die Kanten der Vordersitzlehnen sind
gepolstert, um die Fondpassagiere zu schützen.
Für
Sicherheitsgurte, die nicht serienmäßig eingebaut werden, sind
Verankerungsvorrichtungen vorhanden. Die Sonnenblenden, davon eine mit
Damenspiegel, sind ebenfalls mit einem Schutzpolster bedeckt. Der
Rückblickspiegel befindet sich in einem Schutzrahmen. Der Dachhimmel
besteht aus abwaschbarem Material, und sowohl vorn wie auch hinten sind
Aschenbecher, vorn dann noch ein Zigarrenanzünder vorhanden. Die
Geschwindigkeit der Scheibenwischer kann reguliert werden und ihr
Betätigungsknopf wirkt auch auf die elektrische Scheibendusche.
Im
Kofferraum (Nutzvolumen 0,45 Kubikmeter) kann eine sehr ansehnliche Menge
Gepäck mitgeführt werden. Das geschützte Reserverad steht normalerweise
auf der linken Seite, kann jedoch auch flach auf den Boden gelegt werden.
Eine Sonderhalterung gestattet die Montage auf dem Kofferdeckel.
Motorhaube und Kofferdeckel bestehen aus Aluminiumblechen, während für die
übrige Beplankung Stahlblech verwendet wird. Das Karosserieskelett erhält
im Tauchbad seine Farbe, während die Außenbleche elektrostatisch lackiert
werden. Die äußeren Zierleisten bestehen aus rostfreien Stahlprofilen,
das Kühlergitter aus eloxiertem Aluminium. Die fünf Außenfarben Rot, Blau,
Grün, Grau und Weiß können mit fünf Innenfarben Beige, Braun, Grau,
Schwarz und Rot kombiniert werden.
Motor und Getriebe
Der
Vierzylindermotor des 2000 ist eine völlige Neukonstruktion mit
quadratischen Dimensionen (85,7 x 85,7 mm, 1978 ccm). Bei einer
Verdichtung von 9:1 benötigt er Treibstoff mit einer Oktanzahl von 95 ROZ,
also etwas weniger als bei handelsüblichem Supertreibstoff. Der Motor ist
auf eine Höchstdrehzahl von 6000 U/min ausgelegt, doch wird die
Höchstleistung von 90 DIN-PS bzw. 100 SAE-PS bei 5000 U/min abgegeben. Das
höchste Drehmoment von 16,7 DIN-mkg bei 3800 U/min ist ein beachtlicher
Wert für einen Zweiliter.
Die
obenliegende Nockenwelle wird durch eine Kette in zwei Stufen angetrieben.
Die Unterseite des Zylinderkopfes ist flach, da die Brennräume in die
Kolbenböden verlegt wurden. Dadurch lässt sich die Bearbeitung
vereinfachen, und die Volumen der Brennräume können genauer bestimmt
werden. Die Bricomatic-Kolben sind mit zwei Dichtringen (oberer verchromt)
und einem Abstreifring versehen. Die vertikalen Hängeventile werden von
der Nockenwelle über Hohlstößel, Unterlagsscheiben und Doppelfedern
betätigt. Die Kurbelwelle ruht in fünf Bleibronzelager mit Stahlfutter.
Der Motorblock besteht aus Gußeisen, der Zylinderkopf aus Leichtmetall.
Der horizontale SU-Vergaser mit handbetätigtem Choke ist an den
Zylinderkopf angeschraubt. Die Ansaugkanäle liegen im Kopf und werden
durch Kühlwasser auf dem Weg zum Kühlelement vorgewärmt. Dieser Teil des
Kopfs wird durch eine Platte geschlossen. Darunter befinden sich die
separaten Auspuffkanäle.
Die
Kupplung mit hydraulischer Betätigung ist mit einer Federscheibe versehen.
Das neue Getriebe besitzt Sperrsynchronisierung in allen vier
Vorwärtsgängen und ist so übersetzt, dass in allen unteren Gängen relativ
hohe Geschwindigkeiten erreicht werden können. An die relativ kurze
Kardanwelle, welche den einzigen Schmiernippel des Fahrwerks aufweist,
folgt eine zweite Welle mit Aluminiumrohr, welche direkt zum
Differentialgetriebe führt, das auf einem Hilfsrahmen gelagert ist und
durch diesen direkt mit dem Wagenskelett verbunden ist. Die relativ lange
Hinterachsuntersetzung von 3,54:1 ist so ausgelegt, dass bei der
Höchstleistungsdrehzahl von 5000 U/min auch die Höchstgeschwindigkeit von
etwa 170 km/h erreicht wird, während in den unteren Gängen bei 6000 U/min
Spitzengeschwindigkeiten von rund 50 / 90 / 135 km/h erreicht werden. Die
Innenbordscheibenbremsen sitzen auf beiden Seiten des Differentials,
dessen Antriebszahnradpaar Hypoidverzahnung aufweist.
Neuartige Aufhängung
In
manchen Elementen entspricht die neukonstruierte Aufhängung derjenigen des
Turbinencoupés T3 von 1956 mit Vierradantrieb. Das Hauptmerkmal der
Vorderradaufhängung besteht darin, dass ihre Teile fast ausschließlich
neben den Motorblock verlegt sind und deshalb die Motorkonstruktion nicht
beeinträchtigen. Die sehr langen Achsschenkelträger mit Kugelgelenken
werden unten von einem Querlenker mit schrägem Schublenker getragen. Oben
führt ein Längslenker in Form eines Kniehebels zu seiner Lagerung in einer
Querwelle, die an der Vorderwand des Torpedo befestigt ist. Eine Zug- und
Druckstange führt vom Kniehebel auf die liegend angeordnete
Schraubenfeder. Dadurch werden alle Kräfte der Aufhängung in den
außerordentlich steifen Kasten des Torpedos übertragen. Die Kniehebel
sind durch einen querliegenden Torsionsstabilisator verbunden, während die
Teleskopdämpfer schräg angeordnet sind.
Die
gesamte Marles-Schnecken- und Rollenlenkung mit ihrem Gestänge liegt
hinter dem Motorblock und ist dort vor Beschädigungen geschützt. Sie wird
durch einen Lenkungsstoßdämpfer vervollständigt. Die sehr kurze Lenksäule
dürfte sich bei Kollisionen ebenfalls als weniger gefährlich erweisen; sie
ist mit dem Lenkstock über ein Gelenk verbunden und kann im Winkel
verstellt werden.
Die
Hinterradaufhängung folgt dem De Dion-Prinzip, das eine Mittellösung
zwischen der Starrachse und der Pendelachse darstellt. Die beiden
Hinterräder sind durch ein Achsrohr verbunden, das hinter den Radmitten
liegt und das die Aufgabe hat, die Räder parallel zu halten (keine
relative Sturzveränderung). Der Antrieb erfolgt durch separate
Antriebswellen mit Gelenken aussen und innen. Der Vorteil dieser Lösung
besteht darin, dass die Reifenabnützung günstig ist, dass aber die
unabgefederten Massen klein gehalten werden können, weil Differential (und
hier auch die Bremsen) gefedert sind.
Beim
Durchfedern dieser Aufhängung müssen entweder die Halbwellen oder das
Achsrohr sich seitlich verschieben können. Für den Rover 2000 wurde ein
Schiebestück im Achsrohr (wie beim Turbocoupé T3) vorgesehen, das sich
beständig in einem Ölbad befindet. Der Antriebsschub wird über zwei
schräge, starke Längslenker übertragen, während die Räder in der
Längsrichtung durch Watt-Gestänge, in der Querrichtung durch einen kurzen
Panhardstab (an Stelle des sonst bei De Dion-Aufhängung oft verwendeten
Gelenksteins) geführt. Die Schraubenfedern mit den koaxialen
Teleskopdämpfern befinden sich zwischen Längslenker und Wagenkasten. Die
Dunlop-Vierradscheibenbremsen (Scheibendurchmesser vorn 10 3/4 Zoll,
hinten 10 1/4 Zoll) werden durch einen Unterdruckservo unterstützt. Die
Handbremse wirkt vom liegenden Hebel mechanisch auf besondere hintere
Bremszangen mit automatischer Nachstellung. Für die mit Zierscheiben
versehenen 14-Zoll-Räder sieht das Werk entweder schlauchlose Dunlop
SP-Reifen der Dimension 6.50-14 oder Pirelli Cinturato-Reifen 165x14 mit
Schläuchen vor.
Bei
einem Radstand von 263 cm ist die Gesamtlänge von 453 cm realtiv kurz. Das
Trockengewicht von 1237 kg ist für einen Wagen dieser Größe nicht
besonders niedrig, was aber vor allem auf die sehr reichhaltige Ausrüstung
zurückzuführen ist. Die größeren Rover-Modelle bringen bekanntlich mehr
als 1500 kg auf die Waage.
Fahreindrücke
Der
neue Rover 2000 ist bezüglich Fahrkomfort, Fahreigenschaften, Leistung und
allgemeiner Fahrkultur als eine außerordentliche Leistung zu taxieren.
Für den englischen Markt ist die Nachfrage angesichts des Preises (6 %
unter dem Preis des billigsten Jaguar) gesichert. Die Lenkposition läßt
dank den leicht verstellbaren Sitzen keine Wünsche offen. Auch der kurze
Mittelschalthebel und der liegende Handbremshebel befinden sich am
richtigen Ort.
Der
Motor zeichnet sich durch seinen sanften und leisen Gang aus. Ohne
übermäßige Drehzahlen geht er im 3. Gang auf gut 115 km/h und darüber
beschleunigt der Wagen rasch gegen 140 km/h und darüber. Die ersten Wagen
wurden mit 170 km/h chronometriert, und die Dauergeschwindigkeit auf
Autobahnen dürfte bei über 145 km/h liegen.
Die
Lenkung arbeitet sehr leicht und stossfrei; in engen Kurven dürfte sie
vielleicht für rasche Fahrt etwas direkter sein. Fahrkomfort und
Straßenlage sowie das Fahrverhalten im gesamten übertreffen alles, was die
Marke bisher geboten hat, und auf schwierigen Strecken und schneller Fahrt
erweist er sich als ein begeisternder Wagen. Die leichtgehenden
Servoscheibenbremsen schienen uns allen Forderungen zu entsprechen. Die
Sicht ist gut, doch muss sich ein kleingewachsener Fahrer vorbeugen, um
die Oberkante des entfernteren Kotflügels zu sehen.
Die
Produktion in den neuen, außerordentlich interessanten Werksanlagen
beginnt soeben. Indessen ist der Export dieses Wagens erst für das
Frühjahr 1964 vorgesehen und sein außerenglisches Debüt dürfte
möglicherweise am kommenden Genfer Salon stattfinden.
Das
übrige Personenwagenprogramm von Rover wird keine Änderung für 1964
erfahren und umfasst die bekannten Typen 95, 110, 3-Liter-Limousine und
3-Liter-Coupé.
Automobil Revue / CH Oktober 1963
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