Rover 2000 TC
Im Herbst 1963 wurde der Rover 2000 der Öffentlichkeit vorgestellt. Dank
seiner außergewöhnlichen technischen Merkmale - Vorderradaufhängung an
Kniehebeln, dadurch extrem kurze Lenksäule; Führung der Hinterräder durch
abgewandelte DeDion-Achse, Stahlskelettrahmen - fand der Rover von Anfang
an starke Beachtung.
Wie
häufig bei englischen Fahrzeugen zeigte sich jedoch der Motor des Rover
2000 zunächst den deutschen Verkehrsverhältnissen nicht gewachsen. Das
wurde auch vom Chefkonstrukteur der Rover Company, Mr. Peter Wilks, in
nicht gerade branchenüblicher Offenheit zugegeben: "Seit dem Bau des
ersten Rover 2000 haben wir eine Menge Erfahrungen gesammelt, wie der
Wagen in den verschiedenen Ländern gefahren und behandelt wird. Wir hatten
anfangs in den USA so gut wie gar keine Schwierigkeiten, einige in
England, mehr in Frankreich und offen gesagt eine Menge in Deutschland."
Der Vierzylinder-Zweiliter-Motor mit 90 PS Leistung war für deutsche
Ansprüche in der Preisklasse nicht temperamentvoll und nicht standfest
genug.
Speziell für den deutschen Markt wurde der neue 2000 TC ausgelegt. Mit
zwei SU-Vergasern leistet der Motor jetzt 110 PS. Erst nachdem
Versuchswagen dieses Typs mehrere Tausend Kilometer in Deutschland
zurückgelegt hatten und nochmals einige Schwächen beseitigt worden waren,
ist der 2000 TC jetzt zum Verkauf freigegeben worden, der Rover 2000 wurde
entsprechend verbessert.
Der
Rover 2000 mit 90 PS kostet 13.960 DM, der 2000 TC 14.930 DM! Das
Service-Netz umfaßt derzeit etwa 60 Händler und Werkstätten. Die
Marktchancen des Rover werden weitgehend vom Ausbau des Service-Netzes
(Rover ist darum bemüht) abhängen. Da muß das Werk mit zügiger Lieferung
und einiger Werbung Hilfestellung leisten. Wie hoch die Käufer in dieser
Preisklasse Komfort, Technik und Sicherheitsfaktoren gegenüber schlichtem
Äußeren und dem natürlichen Mißtrauen gegenüber der hierzulande
unbekannten Marke bewerten, muß sich auch noch zeigen.
Der
Rover gilt als ein Fahrzeug mit ausgezeichneter Straßenlage, auf trockener
wie auf nasser Fahrbahn. Vor allem aber wirbt Rover mit
Sicherheitsmaßnahmen. Die Lenksäule ist nur 30 cm lang und direkt hinter
der Spritzwand montiert. Die Lenkradnabe ist versenkt und das Lenkrad in
der Höhe verstellbar. Die Spritzwand zwischen Motor und Fahrgastraum ist
besonders verstärkt, um den Fahrgastraum in der Art eines
Sicherheitsschotts bei Frontalzusammenstößen abzuschirmen. Ein weiterer
Sicherheitsfaktor ist das Stahlskelett, das nach Einbau der gesamten
Mechanik schon ein fahrfertiges Auto ergibt, ohne daß die Karosseriewände
angebaut sein müssen. Das Stahlskelett hat die Wirkung von Überrollbügeln
und verhindert, daß der Innenraum selbst bei den meisten schweren Unfällen
zusammengequetscht werden kann. Die vorderen Schalensitze haben an der
Oberkante eine eingearbeitete gepolsterte Rolle, außerdem geben die
Rückenlehnen bei Auffahrunfällen etwas nach, um Nackenverletzungen
vorzubeugen. Ungewöhnlich sind die tief heruntergezogenen und gepolsterten
Handschuhkästen, an die man sich zunächst etwas gewöhnen muß; das
gepolsterte und nachgebende Deckelmaterial ist als besonderer Knieschutz
für die vorn sitzenden Fahrer und Beifahrer gedacht. Dach und Seitenwände
sind stark gepolstert.
Selbst bei Kleinigkeiten hat man den Sicherheitsfaktor im Auge behalten.
So sind die nebeneinanderliegenden Schalter stets unterschiedlich als
Dreh- oder Kippschalter ausgelegt. Damit vermeidet man die
Verwechslungsgefahr bei Nachtfahrten (beispielsweise kann der Fahrer nicht
versehentlich das Licht ausschalten, wenn der Scheibenwischer betätigt
werden soll).
Bei
der Vorstellung des Rover 2000 TC gab Chefkonstrukteur Wilks unumwunden
zu, daß die Firma nicht die Mittel hat, um Unfallforschung in dem Umfang
betreiben zu können, wie es bei einigen deutschen und amerikanischen
Herstellern bekannt ist. Rover besorgt sich aber möglichst alle Unterlagen
aus tatsächlich geschehenen Unfällen, um die gewonnenen Erkenntnisse aus
der Praxis zu verwerten.
mot / Deutschland 21/1966
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