Ein kurzer Blick zurück

Meine persönliche Hommage an den Unternehmer Willi Meyer aus Brammer

Das Sichten von alten Film-Negativen brachte mich auf die Idee, ergänzend zum Artikel "Rover P6 - Der Beginn einer Leidenschaft" den Besuchern meiner Website weitere Fotos zu zeigen.

 

Ende der 1960er Jahre arbeitete meine Mutter im Büro der Firma "Alu Therm" (später: "Alu Juwel") in der Brammer Dorfstraße in Kirchlinteln-Brammer, ein kleiner Ort in der Nähe meiner Heimatstadt Verden / Aller. Als 1969 der Firmeninhaber Willi Meyer von meiner Begeisterung für Autos erfuhr, hat er mich kurz nach meinen 13. Geburtstag zu einer Spazierfahrt in seinem nagelneuen P6 3500 V8 (Chassisnr. 42800822 D) mitgenommen. Damit fing alles an.....

 

 

In den darauf folgenden Jahren war ich an etlichen Wochenenden zu Gast im Hause Meyer und konnte dabei viele Fahrten im roten P6 genießen (zu meinem größten Bedauern wurde bei einer Urlaubsfahrt 1971 an die Costa Brava - ich durfte Herrn Meyer und seinen Sohn Jochen begleiten - wegen des größeren Kofferraums einer der Firmenwagen genutzt, ein Volvo 142 S). Aber ich habe leider nie daran gedacht, den Rover detailliert zu fotografieren. Daher gibt es von meinem damaligen "Traumauto" nur die folgenden 5 Fotos (deren Qualität nicht besonders gut ist).

 

1974 stand der P6 bei einem örtlichen Chrysler Simca-Händler auf dem Hof (mit ca. 122.000 km auf dem Zähler), weil sich Frau Meyer - die den Rover zuletzt genutzt hatte - einen neuen Matra Simca Bagheera gekauft hatte und der Händler den Auftrag erhielt, den Rover zu verkaufen. Daraus wurde jedoch nichts und der P6 kehrte nach einiger Standzeit nach Brammer zurück, wo er ausschließlich als Firmenfahrzeug zum Einsatz kam und u.a. einem goldmetallic-farbenen, 124 PS starken Volvo 144 GL Gesellschaft leistete (dieser gut motorisierte Volvo mit seinen schwarzen Ledersitzen gefiel mir auch, zumal das Auto - auf obigem s/w-Foto mit Kennzeichen VER-J 22 zu sehen- damals eine absolute Seltenheit, wie auch der Rover, auf den Straßen meiner Heimat war).

 

 

Ein Exot zwischen Fiat 850 und Simca 1300

 

 

Im August 1972 kaufte Herr Meyer einen weiteren neuen P6, diesmal einen 3500 S in "davos white" mit schwarzen Ledersitzen (Chassisnr. 48400556 A). Der Rover wurde fast ausschließlich für Geschäftsreisen (z.B. 1.300 km-Tagestour nach München und zurück) und für Urlaubsfahrten zum Feriendomizil an der spanischen Costa Brava genutzt, so daß in rund 3 Jahren ca. 125.000 km mit ihm zurückgelegt wurden.

Auf der Autobahn fuhr Herr Meyer den Rover generell voll aus, sobald es die Verkehrslage zuließ. Im Kurzstrecken- und Landstraßenbetrieb zeigte sich die sehr gute Elastizität des V8-Motors, denn hier war frühes Hochschalten die Regel, wobei z.B. Überholvorgänge nicht selten im großen Gang erledigt wurden ("Die Kraft, die aus dem Keller kommt", hat Herr Meyer einmal verschmitzt lächelnd zu mir gesagt). Der recht günstige Verbrauch von rund 12-13 Liter/100 km - Landstraße / Kurzstrecke / Stadt - stand allerdings in krassem Gegensatz zu den "20 Liter und mehr", die sich der Rover auf der Autobahn bei Vollgasfahrt gönnte...

 

 

 

Diese 3 Fotos habe ich 1975 auf dem Anwesen der Familie Meyer gemacht. Sie zeigen bei genauem Hinsehen, wie sehr der Rost nach nur 3 Jahren an der Karosserie genagt hat. Auf ein gepflegtes Äußeres wurde nicht so sehr Wert gelegt - der P6 hatte zu funktionieren, das aber perfekt!

 

Aus Erzählungen weiß ich, daß Herr Meyer sich wiederholt mit diversen Rover-Werkstätten "angelegt" hat, weil seiner Meinung nach die Qualität der Wartungsarbeiten oft nur ein "unbefriedigend" verdiente. Das Rover-Händlernetz war Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre gerade hier in Norddeutschland sehr dünn und ich denke mit einem leichten Schmunzeln an jenen Tag zurück, als Herr Meyer von einer Geschäftsreise aus der Schweiz zurückkehrte und sich ungewohnt euphorisch über eine Rover-Werkstatt in Basel äußerte, die am P6 während des Geschäftstermins eine große Inspektion durchgeführt und wohl erstklassige Arbeit geleistet hatte. "Der Wagen läuft phantastisch!" - solch ein Ausdruck höchster Zufriedenheit kam bei Herrn Meyer wahrlich nicht oft vor, führte aber dazu, daß im Laufe der Zeit bei Geschäftsreisen nach Süddeutschland und in die Schweiz weitere Termine mit der Baseler Werkstatt vereinbart wurden. "Für gute Werkstattarbeit bezahle ich gerne etwas mehr", so Herr Meyer.

 

Im Gegensatz dazu wurde der rote 3500 V8 - zumindest in den Jahren bis 1974 - manchmal in einer norddeutschen Rover-Werkstatt gewartet (Autohaus Langhorst in 31600 Uchte). So kam es, daß ich eines Tages auf der Hinfahrt zur Werkstatt - um den Wagen nach einem Service-Termin abzuholen - zuerst im 3500 S Beifahrer war, die Rückfahrt jedoch im roten 3500 V8 mit Frau Meyer am Lenkrad antrat. Mein Fazit nach dieser Tour: ich mochte sowohl die "forsche Gangart" im 3500 S als auch das eher gemütliche Fahren im Automatik-V8. Beim Ehepaar Meyer gab es halt Unterschiede im Fahrstil - aber es war mir egal. Hauptsache: "P6 fahren".

 

 

Rover - Home in Brammer (Landkreis Verden / Aller)

Im Frühjahr 1976 machte der weiße 3500 S Platz für einen fabrikneuen 3500 S in "turmeric". Ich hatte damals nur ein Mal die Gelegenheit, in diesem P6 mitzufahren. Was mir auf Anhieb nicht gefiel: Stoff- statt Ledersitze. Beim Einsteigen vermisste ich sofort den sonst gewohnten und so geliebten Ledergeruch im Innenraum. Außerdem fand ich die gelbe Lackierung einfach nur schrecklich.

Sobald der neue Rover SD1 3500 in Deutschland zu kaufen war, stand kurz darauf ein Exemplar auf dem Grundstück in Brammer. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich zur Familie Meyer nur noch sporadisch Kontakt und habe den SD1 nie gesehen. Ich weiß aber, daß der Verkauf des letzten P6 3500 S sehr schnell bedauert worden ist, weil sich der neue SD1 3500 rasch als Rostlaube zeigte!

Hier endet mein kurzer Rückblick. Die Historie aller P6 aus Brammer bleibt unvollständig (vom weißen 2000 TC - er war Vorgänger des roten 3500 V8 - habe ich weder genauere Details noch Fotos). Was aus den Fahrzeugen letztlich geworden ist, weiß ich nicht und werde es wohl auch nie erfahren, denn Herr und Frau Meyer - und auch ihr Sohn Jochen - sind leider bereits vor vielen Jahren verstorben.

Geblieben sind Erinnerungen an herrliche P6-Fahrten und an einen Mann, der mich mit seiner Begeisterung für den Rover "infizierte" und auch zu einem Enthusiasten werden ließ.

Danke, Willi Meyer !

Verden, Juli 2006

 

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