Im P6 3500 V8 nach Bagdad
Im Winter 1986 fuhr Klaus Danzinger mit
seinem Rover P6 3500 V8 nach Bagdad. Innerhalb von fünf Wochen legte er mit dem
Auto 15.000 km zurück und verkaufte es nach diesem "Kilometer-Marathon".
Hier sein kurzer Reisebericht und ein
paar Fotos von dieser Fahrt.
"Anlass war
das Heimweh meiner Frau und mein Wunsch, die so oft geflogene Strecke einmal zu
durchfahren. Als Alternative stand mein DB 123 Diesel oder der altersschwache
Rover. Keine Frage, Sitzkomfort
vor Zuverlässigkeit! Der Wagen wurde mit reichlich Weihnachtsgeschenke bepackt
und mit zwei
Ersatzrädern (von denen ich keines brauchte!). Nachdem der Wagen bis München -
verhalten gefahren - den
Kurzstreckenkoks aus den Zylindern gepustet hatte, war er wieder voll da.
Die Fahrt ging
über Belgrad nach Thessaloniki und von dort zur türkischen Grenze. Ankara und
Adana waren erreicht und hinter Mardin begann das Problem mit Superbenzin und
Übernachtung. Wurden in Griechenland und der Türkei der Wagen in den Paß ein-
und ausgetragen, musste ich an
der irakischen Grenze „Carnet de Passage“ vorlegen und Versicherung bezahlen.
In Bagdad fiel
der Wagen überall auf wegen der deutschen Nummer, wegen der Farbe und weil er an
jeder Ampel die Nase vorn hatte, obwohl ich nur verhalten Gas geben konnte ob
des bleifreien Supers. In der
Baustellenwerkstatt musste ich den Auspuff schweissen lassen. Das war eine
besondere Aufgabe für den Mechaniker, den Topf mit Baustahl für die lange
Rückreise zusammen zu schweissen.
Bei Antritt
der Rückreise ist mir bei Tikrit das linke Radlager zerbrochen. Mit acht von
zwölf Rollenlager und einem heißen Tropfen Öl vom Messstab drauf bin ich dann mit
Spitzengeschwindigkeit von 40 km/h bis zur Grenze gekommen. Ein türkischer
Grenzpolizist bat um Mitnahme und versprach Hilfe. In der
ersten größeren Ortschaft fanden wir einen Schmied, der das Radlager mit dem
Schweißbrenner von der Nabe
holte, und im Ort einen Ersatzteilladen. Auf die verwunderten Fragen nach dem
Auto und dem eigenartigen
zölligen Maßen wies ich auf die dortigen LKW's von British Leyland hin. Ein
Griff in die Kiste der
LKW-Radlager und schon passend gefunden! Die Reparatur einschließlich Taxi hat
mich gerade mal
50,- DM gekostet.
Anschließend
bin ich nachts an der syrischen Grenze entlang mit 150 km/h nach Mardin
gefahren. Ich hatte doch einen
Polizisten dabei, der auf mich aufpasste und bei dem ruhigen Brummton des
Achtzylinders einschlief!
Im südlichen
Jugoslawien überraschte mich nachts ein Wintergewitter. Als ich morgens zum
Wagen kam, war er mit
einer 1 cm dicken Eisschicht bedeckt. Dank der Klappen über dem Türschloss kein
Problem und als einziges
Fahrzeug verließ ich das Motel. Die anschließende Fahrt über den Autoput führte
oft von der Straße herunter, durch schneebedeckte Wiesen an liegen gebliebenen
Sattelschlepper vorbei. Ständig mußte
ich anhalten, um die fest gefrorenen Wischer vom Eis zu befreien.
In Zagreb
angekommen, gab es keine Info, wie bei dem Schnee über die Alpen zu kommen sei.
Ein LKW-Fahrer empfahl mir die Strecke über Maribor, jedoch würden alle Autos
ohne Winterausrüstung herausgeholt. Also
zweite Stufe der Automatik geschaltet und mit einem Lächeln an der Polizei
vorbeigefahren (mit asymetrischen
Michelin Sommerreifen...)."
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